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Forum: Implantologie

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Thema:
Zahnfleisch wächst nach Knochenaufbau nicht zusammen
Anzahl der Beiträge: 13

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erstellt: 05.04.2010 - 17:36

Gabi51 aus München

bei mir fehlen im OK die Zähne 25 bis 28. Der OK-Knochen ist nur noch ca 1mm dick. Deshalb war ein Knochenaufbau notwendig. Vor zwei Monaten wurde ein externen Sinuslift durchgeführt, Knochenaufbau mit BIO-OSS gemacht und ein Knochen aus dem UK entnommen und am OK mit Titanschrauben befestigt. Nach 4 Wochen hat mein Zahnarzt festgestellt, dass das Zahnfleisch nicht zusammengeheilt ist und der Knochen teilweise frei liegt. In den vergangenen 5 Wochen hat er nun mit 3 zusätzlichen OP's versucht, das Zahnfleisch immer wieder zu nähen, was jedoch nicht geglückt ist. Er meinte nun, dass man prinzipiell mehr Knochen einsetzt, als nachher benötigt wird, weil immer ein gewisser Knochenabbau zwischen den OP's stattfindet und dass er bei der OP für die Implantatbohrungen den Knochen ein Stück weit abfräsen würde bis er in den durchbluteten Teil des Knochens käme und dass im Normalfall genügend Knochen für die Implantate verbleiben würde. Bis zu dem Zeitpunkt solle ich die offene Stelle mit CHX-Gel pflegen. Das CHX-Gel trage ich auf eine Gaumenplatte auf, die ich nachts trage.
Ist das eine normale Vorgehensweise, kann das überhaupt noch gut gehen oder sollte der Knochenaufbau besser sofort komplett rückgängig gemacht werden?
Ich habe Angst, es könnte zu einer Infektion kommen oder aber dass das Zahnfleisch auch nach dem Abfräsen nicht mehr zusammen wächst.
Für eine fachkundige Auskunft wäre ich sehr dankbar.

Liebe Patientin,
Sie hatten wahrlich eine extrem ungünstige Ausgangssituation. Leider trifft man diese im Oberkiefer relativ häufig an. Da kann es sein das der noch vorhandene Knochen nicht in der Lage ist genügend Zellen für eine Neubildung zur Verfügung zu stellen (das Verhältnis alter Knochen - neu zu bildender Knochen ist unpassend) und obendrein die abgelöste Knochenhaut im großen OP-Gebiet auch nichts liefert.
Es könnte also sinnvoll sein den Knochenblock aus dem UK wieder zu entfernen, die Knochenneubildung in der Kieferhöhle abzuwarten (dauert u.U. 9 Monate) und dann mit einer entsprechenden Weichgewebemanipulation eine erneute Transplantation durchzuführen. Das CHX-Gel wird Ihnen nach so langer Zeit nicht weiterhelfen, im Gegenteil: ewiges Verschleppen birgt die Gefahr einer tieferen Infektion mit Entzündung der Kieferhöhle und Verlust der Chance auf ein adäquate Knochenbildung nach dem Sinuslift, zumindest in diesem Bereich.
Es gibt halt implantatvorbereitende Regenerationsprozesse die dauern Monate, ggf. auch über ein Jahr.
Mit freundlichen Grüßen und für Sie alles Gute, U.A.

erstellt: 06.04.2010 - 15:18

Gabi51 aus München

Sehr geehrter Herr Dr. Adam,
vielen Dank für Ihre Stellungnahme, auch wenn mich diese nicht besonders glücklich macht.
Zu meinem Verständnis habe ich noch einige Fragen:
Mit der "Entfernung des Knochenblocks aus dem UK" meinten Sie vermutlich OK, weil der Knochenblock ja im OK eingepflanzt wurde. Die Knochenneubildung, die ich abwarten soll, bezieht sich dann vermutlich auf den entnommenen Teil im UK, damit dort wieder genügend Knochenmaterial für eine erneute Entnahme vorhanden ist? Was kann ich mir unter einer "Weichgewebemanipulation" vorstellen?
Vielen Dank für eine weitere Erläuterung
mit freundlichen Grüßen

Hallo Gabi,
oberstes Ziel einer Operation, in der Knochen aufgebaut wird, ist ein sog. spannungsfreier Wundverschluß. Das heißt, das Zahnfleisch muß so gut über dem operierten Bereich verschlossen werden, das durch Schwellung, Bewegung etc. es nicht zu einer Öffnung des Bereiches mit den von Ihnen beschriebenen Problemen kommt. Dieses kann meistens durch entsprechende operative Techniken (Weichgewebemanipulationen) erreicht werden. Eine Bedeckung mit Zahnfleisch ohne nachfolgende Perforationen (Deziszenzen) ist unabdingbare Voraussetzung dafür, dass ein Knochenaufbau erfolgreich verläuft. Jede Störung in diesem Bereich führt unweigerlich zum teilweisen oder vollständigen Verlust des Knochens!
Auch von mir die Empfehlung, den Bereich lieber sauber machen zu lassen (also freiliegenden Knochen raus), als es so offen zu belassen!

Viel Erfolg aus Celle
Dr. J. Scholz, M.Sc. Parodontologie

erstellt: 06.04.2010 - 17:00

Gabi51 aus München

Sehr geehrter Herr Dr. Scholz,
auch Ihnen vielen Dank für die Stellungnahme. Da ich nun schon mehrere Meinungen in der Richtung habe, ich solle den freiliegenden Knochen besser entfernen lassen, ist das Vertrauen in meinen Zahnarzt endgültig erchüttert, da er dies nicht für notwendig erachtet. Deshalb gehe ich momentan davon aus, dass ich den Eingriff von einem anderen Arzt durchführen lassen werde.
Können Sie - oder die anderen hier anwesenden Spezialisten - mir einen Tipp geben, wie ich im Raum München einen wirklich zuverlässigen Arzt hierfür finden kann, der auch bereit ist, das "Werk" eines Kollegen fortzusetzen.

Hallo Gabi,
leider wissen wir nicht wie groß die frei liegenden Knochenanteile sind. Wenn sie nicht zu groß sind, kann das einmalige oder mehrmalige leichte Reduzieren und Anfrischen des exponierten Knochens und (!) des begrenzenden Zahnfleischs mit einem groben Kugeldiamanten durchaus hilfreich sein. CHX - Gel-Anwendung ist wichtig.
Viel Erfolg wünscht Rainer Littinski aus Magdeburg

erstellt: 06.04.2010 - 23:30

Gabi51 aus München

Sehr geehrter Herr Dr. Littinski,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich kann die offene Stelle nicht genau vermessen, geschätzt ist sie aber ca 2 cm lang und an der breitesten Stelle ca 4mm breit. Das Anfrischen des Knochens und des Zahnfleischs hat mein Zahnarzt jedoch bereits 3 mal innerhalb von 4 Wochen versucht - ohne Erfolg. Nun meinte er eben, dass es bis zur Implantatbohrung offen bleiben soll und erst dann ein teil des toten Knochenmaterials abgefräst werden soll. Und das verunsichert mich eben sehr.

Sehr geehrte Gabi,
unter diesen Umständen ist auch aus meiner Sicht das Knochentransplantat verloren. Wenn Ihr Zahnarzt es bis jetzt nicht geschafft hat, den Knochen zu decken, wie soll das dann mit den Implantaten gelingen. Lassen Sie sich von einem Fachmann in München beraten. Ich kenne einige sehr gute Implantologen in München. Eine Empfehlung wäre z.B. Dr. Sebastian Schmidinger in 82229 Seefeld mit einem schönen Gruß von mir.
Viel Erfolg wünscht Rainer Littinski aus Magdeburg

Werte unbekannte Patientin, ich meinte schon den Block aus (!) dem Unterkiefer. Mit Knochenneubildung hatte ich die vertikale Aufbaumaßnahme im OK im Sinn. Es ist ein dreidimensionales großes Defizit vorhanden, kontaktieren Sie den von meinem Kollegen Littinski vorgeschlagenen Kollegen Schmidinger. Er wird Ihnen sagen was geht und was nicht geht (auch das gibts heutzutage!).

Alles Gute, U.A.

Hallo Fr. Gabi
Freiliegender Knochen ist erst mal nicht das Problem sofern es sich um einen oberflächlichen, überschaubaren Bereich handelt!
Hier ist die Entwicklung die, dass nach einiger Zeit 3-5 Monaten sich oberflächlich ein Sequester ( vom Organismus selbst entwickelte Grenzzone zum lebenden Knochen) ausbildet, der in aller regel ohne große Mühe entfernt werden kann. Die Heilung ist danach in aller Regel unproblematisch. Ich möchte an dieser Stelle nicht schulmeisterlich sein, aber ich überblicke 30 Jahre mit eigenen Knochentransplantaten und meine Erfahrung ist die, dass viele Ärzte zu früh und zu radikal an das Problem rangehen, ohne die Selbstheilungsmöglichkeiten des Gewebes zu beobachten und dann entsprechen minimal invasiv verfahren.
Viele Grüss aus Limburg

hallo Gabi,
wie Kollege Streckbein sagt: das kann auch gutgehen, wenn man die Oberfläche nur mehrmals anfrischt. Das Problem bei vertikalen (in der Höhe) Blockaugmentaten ist halt die mangelnde sichere Deckung mit Weichgewebe und die anschließende ungestörte Blutversorgung. Da kann der Kollege alles richtig gemacht haben und sich auch jetzt richtig verhalten. Corticaler Knochen verträgt viel, auch wenn er längere Zeit freiliegt.
Man kann auch nach einer Anfrischung des Knochenblocks sofort ein gestieltes Bindegewebstransplantat vom Gaumen von innen kommend über den Knochendefekt schlagen und unterm Gewebe aussen in der Umschlagsfalte vernähen. Das schützt den Knochen vor weiterer Infektion, erspart das Chlx-Gel und vermindert das "Anknappern" am Knochen. Darüber wächst dann schnell Epithel (äußere Haut).
Solange keine Schmerzen und Schwellungen vorliegen, würde ich dem Knochen eine Chance geben und so wie beschrieben handeln.
Ich glaube schon, dass der Kollege weiss, was er getan hat und was er richtigerweise jetzt tun muss. Ob da eine Zweitmeinung hilft ???
Gruss
Dirlewanger

erstellt: 15.04.2010 - 09:51

Gabi51 aus München

vielen Dank für all die ausführlichen Informationen und Stellungnahmen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Sie sich ehrenamtlich die Zeit nehmen, dieses Forum zu unterstützen.
Am 27.4. habe ich ein Beratungsgespräch bei einem Kieferchirurgen, der mir von meiner Krankenkasse empfohlen wurde. Die Zweitmeinung ist mir wichtig, da ich bereits bei der dritten OP den Eindruck hatte, dass mein Zahnarzt verunsichert ist.

erstellt: 22.04.2010 - 10:42

Chris55 aus München

hallo Gabi,
ich stehe auch vor einer Sanierung und suche gerade kompetente Zahnärzte. Können Sie mir per Mail welchen Zahnarzt ich wie in Ihrem Fall unbedingt meiden sollte. Freu mich über eine Mail an hiemanhome@gmx.de
Vielen Dank und alles Gute


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