Forum: Implantologie
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Thema:
Vereitertes Implantat durch Alveolitis sicca des Nachbarzahns
Anzahl der Beiträge: 4
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erstellt: 28.10.2010 - 17:21
Christa aus Ruhrgebiet
wegen der Alveolitis hatte ich mich bereits vor kurzem an dieses Forum gewandt. Aber meine Leidenszeit ist immer noch nicht zuende. Eigentlich besteht sie bereits seit 2 Jahren, aber das würde zu weit führen, warum.
Hier noch einmal zur Erinnerung.
Am 24.09. sollte ich im UK 2 Implantate bekommen, da rechts und links jeweils ein Stiftzahn vorhanden war. Der linke Zahn hat in den 1 1/2 Jahren seines Bestehens zwischendurch immer wieder mal geschmerzt. So auch eine gute Woche vor dem Implantationtermin. Um die Zeit der Schmerzen bis zu diesem Termin zu überbrücken, wurde mir ein Antibiotikum verschrieben, das ich 3 Tage lang nehmen sollte. Der Zahn sollte dann im Rahmen der Implantation gezogen werden, da er eh' nicht mehr ganz standfest war. So sollten dann drei Implantate gesetzt werden. Die Schmerzen ließen auch nach und der Tag X kam. Der Eingriff verlief auch recht problemlos. 3 Tage später waren immer noch erhebliche Schmerzen vorhanden (bin weder Raucherin noch Diabetikerin und habe mich auch sonst an alle Vorschriften gehalten). Die Schmerzen wurden damit erklärt, dass nicht nur eine Implantation stattgefunden habe, sondern auch eine Extraktion. Aber auch eine Woche später waren die Schmerzen noch da und wurden immer schlimmer. Schließlich wurde eine trockene Alveole festgestellt. Es wurden alle möglichen Behandlungen durchgeführt: zweimal anfrischen, Streifen einlegen usw. Das zog sich fast vier Wochen hin. Und ständig diese Spritzen. Durch die starken Schmerzen, sehr hohen Schmerzmittelkonsum (täglich 3 x 75 mg Diclofenac und manchmal auch noch mehr,) gestörte Nächte ließ auch mein Allgemeinzustand nach. Als ich schon fast glaubte, Licht am Ende des Tunnels sehen zu können, bekam ich einen herben Rückschlag. Der behandelnde Zahnarzt (master of science) war in Urlaub gefahren, aber sein netter Kollege vertrat ihn. Er hat dann noch einmal einen Streifen eingelegt, aber im nächsten Tag war ich schon wieder völlig entnervt in der Praxis. Dann wurde eine 3D Aufnahme gefertigt und es wurde festgestellt, dass das benachbarte Implantat unten einen Schatten aufwies aber oben sehr gut aussah (ich habe das nicht so recht verstanden). Es wurde ein seitlicher längerer Schnitt gemacht, um evtl. Eiter abfließen zu lassen. Außer erheblichen Wundschmerzen tat sich aber nichts. Das Ende vom Lied: das Implantat sollte entfernt werden. Hinzufügen muss ich noch, dass ich schon eine Weile meine aktuelle Prothese wegen der Schwellungen nicht tragen kann. Das heißt: einseitiges Essen (sehr weiche Kost und ungepflegtes Aussehen). Die Schraube ist dann am Montag entfernt worden. Ich fand das scheußlicher als das Implantieren. Der ZA, der die Implantate gesetzt und den Zahn gezogen hatte, war an diesem Tag zum ersten Mal wieder da, kam einmal kurz zu mir und sagte: Sie machen aber Sachen !!! ?? Dann hat er zusammen mit dem Kollegen die 3 D Aufnahme studiert und dann habe ich ihn nicht wiedergesehen.
Was sagen die anderen Zahnärzte hier im Forum dazu ?
Ich entschuldige mich für diesen langen Bericht, aber in mir hat sich soviel angestaut, dass ich auch einmal auf dem Behandlungsstuhl heftig geweint habe.
Mit freundlichen Grüßen
erstellt: 30.10.2010 - 18:14
das hört sich alles nicht gut an und ist aus der Ferne schwer beurteilbar. Sicher ist der die Wurzel (des gezogenen Zahnes) umgebende Knochen infiziert und die Alveole nicht richtig ausgeheilt. Das kann verschiedene Gründe haben (Material des Stiftes, Zahnbettentzündung, hoher Adrenalinzusatz beim Anästhetikum, zu früh implantiert uvm). Jedenfalls war der Kiefer und/oder Körper allgemein zum Zeitpunkt des Implantierens nicht in guter Verfassung, das Implantat einheilen zu lassen. Es gibt aggressive Keime, die bis in den Knochen eindringen können und nach der 3tägigen Antibiotikagabe noch überlebt haben. Es besteht aber auch bei sensiblen Menschen die Gefahr, dass sich ein starker schmerz bei längerer Dauer einen eigenen "Gedächtnis-Weg" im Gehirn "bahnt" und als chronischer Schmerz zurückbleibt (Gate-Theorie, im Internet nachlesbar).
Was tun ? Schmerztherapie, falls sich der Schmerz "verselbständigt" hat - beim Schmerzspezialisten !! Fragen Sie Ihren Hausarzt oder suchen Sie nach der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie o.ä. im Internet.
Oder Sie lassen die gesamte Kieferregion nochmals gründlich ausschaben, anfrischen, einen "Gentacoll-Kegel" einlegen (das Antibiotikum Gentamycin vernichtet vor Ort die Restkeime und ein Knochenwachstum wird angeregt), damit Ruhe und Stabilität in die entzündete Region kommt.
Es besteht immer eine Restgefahr, wenn wir in entzündetem Gewebe implantieren. Leider heizen die Medien das Thema implantieren dahingehend an, so schnell als möglich .........
Manchmal ist Geduld ein guter Ratgeber.
Gruss und gute Besserung
Dirlewanger
erstellt: 30.10.2010 - 19:43
Christa aus
das Implantat ist am Montag entfernt worden und seitdem geht es mir von Tag zu Tag besser. Es sind noch ein paar Wundschmerzen, besonders zum Abend hin, vorhanden, aber ansonsten geht es mir recht gut. In meinem Beitrag wollte ich zum Aussdruck bringen, dass ich nicht nur eine mehr als vierwöchige Leidenszeit mit allen möglichen Einschränkungen und verminderter Lebensqualität hinter mich gebracht habe, sondern auch ein frisch gesetztes Implantat verloren habe. Es stellen sich bei mir folgende Fragen: a) wer bezahlt ein neues Implantat, dass in ein paar Monaten wieder gesetzt werden könnte ? b) Hätte man mit der Implantation solange warten sollen, bis der extrahierte Zahn in Ruhe verheilt wäre und dann noch einmal ein Röntgenaufnahme machen müssen, ob keine Entzündung mehr sichtbar ist ?
Vielen Dank und freundliche Grüße
erstellt: 01.11.2010 - 10:12
die akute Entzündung (gewebegängige Bakterien mit akuter Entzündung) sieht man im Röntgenbild erst ab einer gewissen Größe, wenn nämlich bereits über 50% des Knochens im Abbau begriffen ist. Ansonsten kann man hauptsächlich chronische Prozesse erkennen, die der Körper mit seiner Immunabwehr erkannt, bekämpft und meist im Griff hat.
Die sind meist harmlos, außer sie wachsen unter Druckbildung weiter wie bei einer Zyste oder sie infizieren sich hin und wieder durch Zutritt von Bakterien. Gefährlich sind nach meiner Erfahrung Knochenbereiche rund um wurzelbehandelte Zähne, insbesondere bei Stiftverankerungen in der Wurzel. Solche Knochenbereiche können auch nach der Zahnentfernung noch Beschwerden machen, so wie in Ihrem Falle wohl auch.
Wenn Sie jetzt kaum noch Beschwerden haben, so ist das schön für Sie. Wenn der Knochen ausgeheilt ist (nach 6-8 Wochen frühestens), vertragen Sie bestimmt auch ein Implantat in dieser Region. Wäre ich der Behandler, würde ich dafür keine neue Rechnung schreiben.
Gruß
Dirlewanger