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Forum: Endodontologie

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Thema:
Silberstift bei einem beschwerdefreien Zahn zwingend entfernen?
Anzahl der Beiträge: 5

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erstellt: 01.03.2010 - 21:08

Justarius aus Niedersachsen

In Folge eines Schlages gg. einen oberen Frontschneidezahn wurde bei mir vor gut 20 Jahren (Ende der 80er) eine WSR durchgeführt und der Zahn mit einem Silberstift gefüllt.

Seitdem haabe ich keine Probleme (i.S.v. Schmerzen, Entzündungen, etc.) mit dem Zahn.

Auch eine kieferorthopädische Behandlung in den letzten beiden Jahren hat der Zahn problemlos mitgemacht.

Seit 2 oder 3 Jahren (genau weiß ich es nicht) hat es im Schleimhautbereich kleinere Ablagerungen von Pigmenten (Silber?) des Stiftes gegeben. Die mich aber eigentlich ebenso wenig stören, wie die von Angang an bestandene, ganz leichte, dunklere Färbung des Zahnes.

Dies alles würde mich noch nicht hierher führen, wenn mich nicht mein Kieferorthopäde, bei dem die Behandlung zwischenzeitlich abgeschlossen ist, hinsichtlich der Silberablagerungen nervös gemacht hätte. Schließlich müssen diese korrodierten Silberpigmente über die nächsten Jahrzehnte (ich bin erst 37) nicht unbedingt gesundheitsfördernd sein.

Kurzum habe ich jetzt 3 Meinungen:
1. Mein Zahnarzt bei dem ich seit fast 30 Jahren bin und der seinzereit auch die WSR gemacht hat, ist der Meinung das die Silberpigmente nicht schädlich sind bzw. das das Risiko, den Zahn zu verlieren, bei weitern Maßnahmen überdurchschnittlich wäre.
2. Der Kieferorthopäde empfiehlt unbedingt Maßnahmen aufgrund der Korrosion des Silberstiftes (auch Entfernung der Ablagerungen in den Schleimhäuten)
3. Ein auf Endodontie spezialisierter Zahnarzt aus meiner Region, ist der Meinung, daß eine Behandlung problemlos möglich sein (mit Mikroskop und Ultraschall, den Stift lockern/ rausholen) und das Risiko, eventuell den Zahn zu verlieren eher gering sei. Er sagte auch, daß man langfristig um Maßnahmen eh nicht herumkommen würde, da durch die gleiche "Öffnung", durch die die Silberablagerungen ausgespült wurden auch Bakterien eindringen können.


Daher meine Fragen:
1. Wie risikobehaftet sind die Silberablagerungen wirklich?
2. Sollte man bei einem beschwerdefreien Zahn das Risko dieses erneuten Eingriffs eingehen?


Für Ihre Hilfe bedanke ich mich.

J.


Sehr geehrter Justarius,
Silberpigmentierungen kommen vor. Es gibt keine Belege für gesundheitliche Nebenwirkungen. Alles andere ist Spekulation und Glaube, sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung. Es handelt sich um Korrosionsprodukte des Silbers.
An Frontzähnen mit WSR haben die Silberstifte oft einen großen Durchmesser und sie sind "auf der ganzen Länge" mit Phosphatzement einzementiert. Die lassen sich nicht so leicht entfernen. Eine Entfernung ist zwar grundsätzlich möglich, das wirklich bestehende Risiko -was nicht zu unterschätzen ist- einer Wurzellängsfraktur (vertikale Fraktur) muß Ihnen dabei voll bewußt sein: der Zahn ist dann definitiv verloren! Ergo: ohne Not, würde ich den Zahn so lassen wie er ist.
Mit bestem Gruß aus Neu-Isenburg
Dr. Frank Püllen, MMSc

Hallo Justarius,
so ist das halt mit den unterschiedlichen Meinungen von Fachleuten. Auch wir nehmen uns da nicht aus.
Ich tendiere,entgegen der Meinung meiner Kollegen, eindeutig zu der Entfernung des Silberstiftes. Das um so mehr, da die Behandlung von einem Endodontiefachmann durchgeführt werden kann. Der Grund dafür ist natürlich nicht die Silbertätowierung, sondern die Ursache dafür. Diese liegt in der Tatsache, dass der Silberstift den Wurzelkanal überhaupt nicht dicht verschließen kann. Auch der Füller (Phosphatzement) ist, wenn überhaupt noch vorhanden, mit dieser Aufgabe überfordert. Ein Silberstift war, ist und bleibt ein völlig untaugliches Mittel, Wurzelkanäle zu verschließen. Aus meiner Sicht kann allein eine moderne Wurzelbehandlung die Verweildauer Ihres Zahns im Mund verlängern.
Viel Erfolg wünscht Rainer Littinski aus Magdeburg

Sehr geehrter Justarius,
leider kenne ich die Literatur zum Thema nicht genau. Aber auch ich würde dazu tendieren, den Stift entfernen zu lassen:
(1) Silberstifte sind nicht geeignet, dauerhaft einen Wurzelkanal zu verschließen. (s. Antwort Littinski)
(2) Mögliche Gesundheitsschäden durch Korrosionsprodukte, die offensichtlich in Lösung gehen und in den Körper gelangen.
(3) Falls der Zahn dennoch nicht zu erhalten ist (Längsfraktur, s. Antwort Püllen) steht heute mit den Möglichkeiten der modernen Implantologie eine prima Alternative zur Verfügung.
Gute Entscheidung und gutes Gelingen wünscht
Stefan Bieger, MSc aus Herzogenaurach


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