Patientenforum

Forum: Zahnersatz

Durch Zahnerkrankungen oder Unfällen können Zähne verloren gehen. Wir geben Hinweise und Entscheidungshilfen zur richtigen Wahl der Zahnversorgung.

Thema:
mehrteilige Brücke auf Implantaten
Anzahl der Beiträge: 6

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erstellt: 21.06.2013 - 22:52

Hella Pia aus Hamburg

Hallo,

warum wird eigentlich festsitzender, einzementierter Zahnersatz (ZE), der nur vom Zahnarzt herausgenommen werden kann; bei einem zahnlosen OK mit 6 bzw 8 geplanten Implantaten nicht an erster Stelle empfohlen? Patienten entscheiden sich doch gerade in dieser Situation für Implantate mit festsitzendem ZE, weil sie (samt Partner!) herausnehmbare Teil- oder Vollprothesen als abstoßend empfinden und auf natürlich wirkende und verträglichere (Zirkondioxyd)-Keramik nicht verzichten wollen! Auch bei herausnehmbaren ZE ist eine gründliche Reinigung der Abutments erforderlich. Die hohen Kosten der Implanatation sind außerdem motivierend genug (von einigen Unbelehrbaren abgesehen), die tägliche Hygiene durchzuführen. Kann die Suprakonstruktion nicht unbeschadet abgenommen werden oder besteht dabei die Gefahr der Lockerung des Implantats? Bei präparierten und überkronten Zahnstümpfen funktioniert das Lösen einer zementierten, einteilige Brücke doch auch. Wird die Suprakonstruktion auf den Implantaten bei der Kontrolle durch den Zahnarzt unausweichlich beschädigt? Unverständlich auch die Empfehlung (nicht nur meines Zahnarztes) für eine einteilige Brücke auf Implantaten im zahnlosen OK oder UK. Warum ist hier nicht eine mehrteilige Brücken-Lösung möglich? Bei Problemen an den Implantaten oder des ZE selbst (z.B. Chipping) ist dann nicht die gesamte Konstruktion im Eimer (kostenintensiv), sondern lediglich die Reparatur eines Brückengliedes erforderlich (kostenminimierend). Dabei differieren die Laborkosten für die Anfertigung einer mehrgliedrigen oder eingliedrigen Brücke für einen gesamten OK oder UK nur unwesentlich! Kann mir jemand Klarheit verschaffen? 


Sehr geehrte Hella Pia,

festzementierte Rekonstruktionen eignen sich weniger, um diese regelmäßig zu entfernen, weil jedesmal die Gefahr einer Beschädigung besteht.

Natürlich ist man bestrebt, möglichst kleine Brückeneinheiten anzufertigen; dies hängt jedoch auch von der Stellung/Verteilung der Implantat im Kiefer ab, sodaß man durchaus "gezwungen" ist, größere Einheiten herzustellen. Bei entsprechenden Knochen- und Zahnfleischdefiziten können uU nur (bedingt) abnehmbare Rekonstruktionen gefertigt werden, weil man Knochen- und Zahnfleischaufbauten nicht immer & überall durchführen kann. So sind zB (abnehmbare) Teleskopbrücken extrem wartungsfreundlich! Sie sehen, es kommt auf die konkrete (anatomische) Situation UND auf die Wünsch und Vorstellungen des Patienten an.

Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isennburg

 

 


erstellt: 24.06.2013 - 17:48

Hella Pia aus Hamburg

Hallo,

vielen Dank für ihre Antwort. So wie ich sie verstanden habe, ist es vielleicht sinnvoller, zunächst auf das Geschick des Oralchirurgen zu setzen und das Ergebnis der Augmentation bzw. Implantation abzuwarten, um entscheiden zu können, welche Suprakonstruktion letzlich möglich ist, anstatt den Patienten vorab die für ihn worst case-Lösung anzutragen.



erstellt: 25.06.2013 - 12:42

Hella Pia aus Hamburg

Hallo,

ich kenne keinen besonnenen und gewissenhaften Geschäftsmann, der größere Investitionen aufgrund vager Versprechungen tätigt. Technisch ausgefeilte 3-D-planning bzw. backward planning sollten doch das "unternehmerische Risiko" minimieren helfen und eine rekonstruktive Planung absichern können. Für den Patienten wie den Implantologen. Alles andere würde diese Hochtechnologie in ihrem diagnostischen und prognostischen Wert sowie ihre Amortisation infrage stellen. Nicht nur ZE wie die "German Crowns" (Teleskope) mit ihrem hipe in den der 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts stehen in einem merkwürdigen Gegensatz zu den gegenwärtigen technischen Innovationen auf dem Gebiet der Diagnostik. Da sie implantatgetragene Teleskope vorschlagen, würde mich einmal interessieren wie die Pfeilerbelastung (bei einem zahnlosen UK sind es dann Implantatpfeiler) nach ca. 5-10 Jahren aussieht? Patienten mit langjährigen Einsatz von Teleskop-Prothesen auf präparierten Zähnen (Voll- oder Teilprothesen) berichten u.a. von  vermehrtem Eindringen von Speiseresten durch den Spalt zwischen Prothese und Kieferkamm, dadurch erhöhter Reinigungsaufwand, dennoch Mikrobenbildung, lokal vermehrter Zahnsteinbildung, letzlich völlig zermalmten (auch ohne fortschreitende Karies), gelockerten Pfeilerzähnen, die dann als Pfeiler unbrauchbar geworden sind bzw. extrahiert werden mussten, oft mit der Folge einer schleimhautgetragenen Vollprothese und allen ihren Nachteilen. Sind implantatgetragene Teleskope tatsächlich eine für den Patienten und seine Gesundheit lohnenswerte Investition für die Zukunft?

 


hallo,

erst mal gratulation zu ihren fachlich fundierten fragen, sie zeigen eine hohe kompetenz bezüglich ihrer zahnmedizinischen ausdrücke und wortwahl.

wie der kollege püllen völlig richtig sagt, sind teleskopversorgungen eine sehr langlebige versorgung. ich selbst beobachte teleskoparbeiten auf eigenen bzw. implantat-pfeilern mit rund 20 jahren "gebrauchsphase" zur vollsten zufriedenheit der patienten (...damals noch ohne 3-D planung...). diese patienten sind absolut davon überzeugt, dass diese investitionen sich gelohnt haben. der reinigungsaufwand ist sehr überschaubar, das von ihnen angesprochene szenario "völlig zermalmte" oder "gelockerte" pfeilerzähne ist mir nicht geläufig. es kommt kaum zur speiseimpaktion, unterfütterungen braucht´s fast nie, da eine gute teleskopsversorgung den kieferabbau verhindert.  ich würde bei implantatplanungen nicht von "worst-case-lösung" sprechen, sie tun dem hohen niveau dieser versorgungen unrecht. ihr zahnarzt wird auch in der planung keine "vagen versprechungen" abgeben. er wird ihnen aber genau erklären, welche pfeilerverteilung bei eigenen / implantat- zähnen gut funktioniert. wenn sie probleme haben mit vermehrter zahnsteinbildung, wird beim zahnarzt ihres vertrauens die dentalhygienikerin ihnen sicher gerne helfen.

gruss aus bad mergentheim,

dr.spaeth

zuletzt geändert: 26.06.2013 - 22:41



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