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Forum: Parodontologie

Parodontitis ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Erwachsenen in Deutschland und kann zu Zahnverlust führen. Fragen Sie uns. Sie erhalten professionelle Antworten.

Thema:
Fragen zur Behandlung meiner Parodontitis
Anzahl der Beiträge: 6

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erstellt: 18.01.2010 - 17:34

Alexander, 39 Jahre aus

Mein seit einem Jahr vorhandener Zahnfleischrückgang von einem halben bis einem Millimeter an allen Backenzähnen im Oberkiefer ist in den letzten sechs Wochen auf zwei Millimeter sichtbare Wurzellänge angewachsen. Auch an einigen anderen Zähnen ist nun ein etwas geringerer Zahnfleischrückgang zu sehen.

Muss sich der Kieferknochen bereits bei zweieinhalb Millimetern Zahnfleischrückgang zwingend zurückgebildet haben, wenn doch alle Zähne noch richtig fest sitzen, weder locker sind noch wackeln?

Wenn ja, welche Möglichkeiten gibt es, den Kieferknochen um mindestens zwei zusammenliegende noch vorhandene Zähne herum wieder aufzubauen und vor allem, wieder mit Zahnfleisch zu bedecken?

Gibt es andere Möglichkeiten, das Zahnfleisch wieder aufzubauen als durch Entnahme aus dem Gaumen und kann sich das "neue" Zahnfleisch richtig an die Zähne anhaften oder bildet es zwangsläufig Zahnfleischtaschen?

Wenn ich die freiliegenden Zahnflächen/Zahnwurzeln gegen Überempfindlichkeit mit Laser oder Ozon behandeln lassen sollte, ist danach noch die Möglichkeit gegeben, dass das "neue" Zahnfleisch wieder anhaften kann?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Antworten.

Sehr geehrter Alexander,
ein entscheidendes Kriterium ist das Vorhandensein von Sondierungstiefen/Zahnfleischtaschen. Dies muß abgeklärt werden. Eine Zahnlockerung ist kein "Frühkriterium":
Knochenaufbauten an natürlichen Zähnen ist nur bei bestimmten anatomischen Situationen mit Einschränkungen möglich.
Ein alleiniger Zahnfleischaufbau trägt nicht zu einer evtl. gewünschten Zahnfestigung bei, weil ein Zahn AUSSCHLISSLICH nur im Knochen hält.
Laser/ Ozonbehandlungen tergen nicht zu dem von Ihnen erhofften Effekt bei und müssen wegen der schlechten momentanen wissenschaftlichen Datenlage sehr kritisch und als fragwürdig eingestuft werden.
Gute Besserung aus Neu-Isenburg
Dr. Frank Püllen, MMSc

Sehr geehrter Alexander,

die Symptome können durchaus mit einer chronischen Parodontitis einhergehen. Sollten tätsächlich auch Zahnfleischtaschen an diesen oder anderen Zähnen messbar sein, ist das Hauptaugenmerk zu aller erst auf das "Stoppen" dieses schleichenden Gewebeverlustes zu richten!!!
Erst wenn das gelungen ist und die Infektionen keine weiteren Zerstörungen von Knochen, Bindegewebe u. Zahnfleisch mehr bewirken, kann man über Maßnahmen wie "Knochenrückzüchtung" oder "Deckung von Zahnfleischrückgängen" seriöserweiser diskutieren! Sind die Infektionen nicht kontrollierbar, wäre alles an z.B. chirurgischen Maßnahmen "für die Katz"!
Das dann auch nur vielleicht gewonnene Gewebe ginge allmählich wieder verloren.
Zähne werden erst bei einer sehr weit fortgeschrittenen chron. Parodontitis locker, wenn die Zahnwurzeln kaum noch oder sehr wenig im Knochen verankert sind.
Grundsätzlich ist es möglich mit "Wachstumsproteinen" Zahnfleisch wieder an die Zahnwurzel anwachsen zu lassen, ob das aber für Sie in Frage kommt, muss ein Parodontologiespezialist mit Ihnen gemeinsam entscheiden!
Laser und/oder Ozon sollten Sie von empfindlichen Zahnwurzeln weghalten, soetwas wird meist privat in Rechnung gestellt und kostet Sie somit viel Geld, entbehrt aber jeder seriösen, wissenschaftlichen Grundlage! Da gibt es andere und gesichert effektive Möglichkeiten. Vielleicht lassen Sie sich mal zusätzlich von einem Parodontolgiespezialisten ("Spezialist-" der DGP oder Master of Science in Periodontology der DGP= Deutschen Gesellschaft für Parodontologie) beraten?! Achten Sie auf eine Spezialisierung über diese Wissenschaftliche Fachgesellschaft! Da haben Sie es mit gut ausgebildeten Ärzten auf diesem Spezialgebiet zu tun.

Viele Grüße
Dr. Uwe Swaneburg, M.Sc.
Master of Science in Periodontology (DGP)

Sehr geehrter Alexander, aus der Ferne, ohne den Röntgenbefund und Sondierungstiefen zu kennen, ist es schwer Ihnen einen fundierten Rat zu geben. Alleine der sichtbare Zahnfleischrückgang von einem Millimeter braucht noch kein Alarmsignal sein. Das tritt z.B. auch auf, wenn eine Gingivitis abheilt. Wichtig ist nur, daß es kein kontinuierlich weiterfortschreitender Prozess ist.
Die Indikation für einen "Zahnfleischaufbau" ist eher im ästhetischen Bereich zu sehen oder um einen empfindlichen Zahnhals zu decken. Das wird meist an einzelnen Zähnen durchgeführt und nicht generell am ganzen Gebiß.
Zum Thema Laser etc. möchte ich mich der Meinung meiner Vorgänger anschließen.
Gutes Gelingen wünscht
Stefan Bieger, MSc aus Herzogenaurach

erstellt: 21.01.2010 - 14:07

Alexander, 39 aus

Folgende Fragen blieben leider unbeantwortet:

Gibt es andere Möglichkeiten, das Zahnfleisch wieder aufzubauen
als durch Entnahme aus dem Gaumen?

Hat sich bei zweieinhalb Millimetern Zahnfleischrückgang
bereits Kieferknochen zurückgebildet?
(eventuelle Zahnfleischtaschen außer acht gelassen und mir
ist bewußt, dass nur Röntgenbild eine genaue Aussage zuläßt)

Gibt es andere Möglichkeiten, das Zahnfleisch wieder aufzubauen
als durch Entnahme aus dem Gaumen und kann sich das "neue" Zahnfleisch
an die Zähne anhaften (Wachstumsproteine außer acht gelassen)
oder bildet es zwangsläufig Zahnfleischtaschen?

Vielen Dank im voraus.

Hallo Alexander,
es gibt neben der Entnahme von Zahnfleisch vom Gaumen auch die (neue) Möglichkeit, "Zahnfleisch aus der Tube" zu verwenden. Es handelt sich um speziell aufbereitetes Spendermaterial, welches sich sehr gut "einbauen" läßt und keine allergischen Reaktionen o.ä. hervorruft. Das Material heißt "Tutodent dermis" - wird als Sonderanfertigung auf Rezept verschrieben und ist in anderen medizinischen Bereichen (Verbrennungschirurgie) schon seit Jahren in Anwendung.
Das neugebildete Zahnfleisch bildet eine gute Abdichtung - eine echte "Anheftung" findet häufig nicht statt. Das ist auch nicht unbedingt notwendig. Diese Operationen sind sehr schwierig und eine Anwendung im hinteren Backenzahnbereich ist mit höheren Mißerfolgsraten verbunden.
Sicher hat sich bei 2,5mm Zahnfleischrückgang auch etwas Knochen zurückgebildet - im hinteren Backenzahnbereich ist das aber noch nicht tragisch!

Nach Ihren Schilderungen scheint es sich vielleicht auch eher um einen entzündungsfreien Zahnfleischrückgang zu handeln.....das sollte seriöserweise jedoch von einem Spezialisten (wie oben auch schon angesprochen) überprüft werden.

Herzlichen Gruß aus Celle
Dr. J. Scholz M.Sc. Parodontologie


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