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Thema:
Formulare vor Implantation
Anzahl der Beiträge: 5

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erstellt: 26.05.2009 - 14:27

Jörg Schimpf aus

Anfang nächster Woche werden bei mir 2 Implantate in den Unterkiefer gesetzt. Bei den ganzen Formularen die ich vorher ausfüllen muss, war auch eine Erklärung mit dabei in der sinngemäß steht, dass während der OP Nerven verletzt und die OP ggf. bleibende Schäden hinterlassen kann. Auch könnte es zu einem Kieferbruch kommen. Meinen Zahnarzt soll ich von allen Eventualitäten frei sprechen. Ich denke das ist wie bei den Medikamentenbeilagen, was alles sein könnte. Aber einiges hört sich ja nun wirklich ernster an. Was kann tatsächlich passieren und wie häufig kommt so etwas vor? Gibt es da Erfahrungswerte? Bislang habe ich es noch nicht unterschrieben. Es war in einem Gespräch aber auch kein Zweifel daran gelassen worden, das wenn ich es nicht unterschreibe auch die OP nicht durchgeführt wird. Können Sie mir zu etwas raten?

Hallo "Herr Schimpf",

ich kann Ihren Ärger über den Formularberg gut verstehen. Leider erfordert die Rechtslage, dass ein Patient vollständig aufgeklärt ist, um rechtswirksam in einen Vertrag einzuwilligen.

Nervschäden sind extrem selten und lassen sich bei einer guten Planung nahezu ausschliessen. Vorübergehende Sensibiltätsstörungen sind bei sehr nervaher Implantation möglich. Das Risiko eines Kieferbruchs besteht nur bei sehr dünnen Knochen und selbst da meist nur in Verbindung mit Osteoporose.

Da ich den genauen Eingriff nicht kenne, würde ich vorschlagen, dass Sie noch einmal Ihren Zahnarzt befragen, wie wahrscheinlich Komplikationen in Ihrem Fall sind.

Ich hoffe, dass ich etwas helfen konnte.

Viele Grüße aus Hamburg,

Christian Buhtz

Guten Abend Herr Schimpf,

eine gute Beratung schliesst eine umfassende Aufklärung mit ein. Dazu gehört auch , dass dies dokumentiert wird. Das ist für beide Seiten ein sehr wichtiger Punkt, der Sie als Patient nicht stutzig machen sollte - es sollte einen eher stutzig machen, wenn "drauf los" operiert wird, ohne Aufklärung.
Ist der Eingriff noch so klein - es bestehen immer Risiken, dass unvorhergesehene Dinge sich ereignen und dann sind Sie enttäuscht oder gar entsetzt, wenn Sie es vorher nicht gewusst haben und dieses "Risiko" blind eingegangen sind oder andersherum, wenn Sie es gewusst hätten, was passieren kann, gar nicht erst hätten durchführen lassen. Stellen Sie sich vor Sie sind Schauspieler und bekommen Implantate und müssen nächsten Tag zum Dreh und die Wange ist blau oder dick....und Sie haben es nicht gewusst, dass so etwas auftreten kann (zwar eher selten, aber auch möglich)...
Man kann Vieles - wie der Kollege oben schon sagte - durch eine gute Planung "versuchen" zu vermeiden - aber der Mensch mit seinen individuellen Reaktionen, kann dann eben doch die eine oder andere Komplikation zeigen - über die gilt es aufgeklärt zu werden, auch wenn alles eher selten ist.
Sprechen Sie also Ihren Behandler ruhig nochmal an, wenn Sie Bedenken haben. Er wird Ihnen schon erklären, welche Risiken in Ihrem Fall zutreffen könnten.
Auf alle Fälle werden Ihre Implantate wieder zu einem guten vollständigen Biss verhelfen und ganz viele Vorteile bringen...

Gutes Gelingen und viel Erfolg wünscht Ihnen
Kerstin Jäger, M.Sc.
Leipzig

Sehr geehrter Herr Schimpf,
Ihre Besorgnis kann ich voll verstehen. Theoretisch ist alles möglich, auch, daß mir oder Ihnen in den nächsten 10 Minuten die Betondecke auf den Kopf fällt. Spaß beiseite: im Unterkiefer ist eine Nervverletzung möglich, bei entsprechender Diagnostik aber auszuschließen (bei wirkilich heiklen anatomischen Voraussetzungen heißt das u.U., auf ein Implantat zu verzichten). Eine Nervverletzung kann auch bei einer Betäubungssprizt für eine normale Zahnfüllung passieren. Ein Kieferbruch sollte nur bei extremen Kieferschwund vorkommen, was eine Rarität ist, und auch durch entsprechende Diagnostik 100% abgekärt werden kann. Daß eine Implantation nicht mit Hammer und Wasserrorzangen durchgeführt wird, versteht sich von selbst. Das Risiko einer Wundinfektion kann da schon eher vorkommen; dies läßt sich durch entsprechende Vorkehrungen aber sehr stark reduzieren.
Viel Erfolg aus Neu-Isenburg
Dr. Frank Püllen, MSc

Guten Tag Herr Schimpf,

alle Menschen, denen etwas Negatives zustößt, leiden in der Folge unter einem Ausfall von Erinnerungen. (retrograde Amnesie). Vor allem erinnern sie sich niemals daran, dass sie vorher über alle möglichen Risiken aufgeklärt wurden. Wenn diese Menschen nach einer Operation mit Folgeschäden glaubhaft versichern, dass sie sich an nichts erinnern können, dann hat der Arzt im Sinne des Gesetzes eine Körperverletzung ohne Einverständnis begangen. Er begeht also eine strafbare Handlung, die ggf. auch wie eine solche geahndet wird. Die Rechtsprechung zwingt uns, über alles, aber auch wirklich alles,was passieren kann aufzuklären und eine Einverständniserklärung unterschreiben zu lassen. Dazu gehört u.a. auch das Risiko des Versterbens während des Eingriffs.
Wie sinnvoll das im Einzelfall ist, bleibt dahingestellt. Motor für diese Entwicklung sind die Patienten selbst und ihre Anwälte.Die Geister die ich rief....
Da das Risiko bei den meisten Komplikationen jedoch äußerst gering ist, müssen Sie sich nicht wirklich ängstigen. Ein Zahnarzt, der über Risiken konsequent aufklärt, handelt äußerst verantwortungsbewußt und wird in der Regel auch so operieren.
Herzliche Grüße

R.Roos


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