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Forum: Zahnersatz

Durch Zahnerkrankungen oder Unfällen können Zähne verloren gehen. Wir geben Hinweise und Entscheidungshilfen zur richtigen Wahl der Zahnversorgung.

Thema:
Brücke über hauptsutur zu eng
Anzahl der Beiträge: 6

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erstellt: 03.03.2010 - 21:08

Anna M. aus Freiburg

Hallo,

ich habe folgendes Problem:
ich habe vor 2 1/2 Wochen eine neue 5-gliedrge Brücke bekommen (2 Schneidezähne links haben einen Stift, zwei Schneidezähne rechts fehlen, ein abgeschliffener Eck-Zahn als Brückenpfeiler). Diese sitzt so eng, dass ich seitdem fast ununterbrochen Kopfschmerzen habe. Die Brücke wurde immer wieder nachgeschliffen, was den Biss etwas entlastet hat, aber keine Linderung der Kopfschmerzen bringt. Zuvor hatte ich 12 Jahre an der gleichen Stelle eine Brücke, die sehr gut passte und mit der ich alles beißen und essen konnte. Nun habe ich von einer Physiotherapeutin gehört, dass man heutzutage wisse, dass über Schneidezähne keine Brücke gemacht werden dürfe, weil da die Hauptsutur des Kieferknochens (oder Schädels?)verlaufe. Welchen Rat können Sie mir geben? Brücke nochmals herausnehmen und Implantate setzen lassen?
Vielen Dank!
Anna

Sehr geehrte Anna,
das mit der Knochennahtstelle (Sutur) ist grundsätzlich richtig, welche Rolle dies bei jedem einzelnen spielen mag, kann niemand sagen. Ich würde die sache pragmatisch angehen: wenn (mittlere) Schneidezähne fehlen, nhat man ja keine andere Wahl, als die Mittellinie "zu überqueren". Die Tatsache, daß Ihre alte Konstruktion lange Jahre funktiniert hat, spricht dafür, daß Sie keine Probleme haben. Viel wahrscheinlicher erscheint mit, daß die Brückenkonstruktion zu große Spannung hat. Dies ist ein fertigungstechnisches Problem, was mit einer entsprechenden Abdrucktechnik beginnt, sich über die Modellherstellung, die zahntechnische Gußtechnik bis hin zur Keramikverblendung erstreckt. Bevor Sie jetzt die "Ärzterunde" drehen, würde ich die Brücke enrfernen lassen, ein VERNÜNFTIGES (Langzeit)Provisorium tragen, bis die Symptome 100% abgeklungen sind und die Neuanfertigung starten. Ihr Behandler wird vermutlich nicht so begeistert sein, die Brücke herunterzunehmen, weil sie idR danach kaputt ist und das Procedere von vorne beginnt; die alten Modelle kann man nicht wiederverwenden, weil dann uU die gleichen Probleme wieder auftauchen. Sprechen Sie mit Ihrem Behandler und suchen eine einvernehmliche Lösung.
Mit bestem Gruß aus Neu-Isenburg
Dr. Frank Püllen, MMSc

erstellt: 05.03.2010 - 19:41

Anna M. aus Freiburg

Sehr geehrter Herr Dr. Püllen,
erst einmal herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort und die Info!
Mit meiner Zahnärztin habe ich bereits gesprochen, sie hofft, dass der Körper sich nach einiger Zeit (wie lange konnte sie mir nicht sagen)an die Brücke gewöhnt bzw. sich auf diese einstellt. Sie setzt auf Zeit. Jedoch muss ich selbst entscheiden, wie lange ich bereit bin, diese Schmerzen zu ertragen. Ich neige dazu, die Brücke herausnehmen zu lassen und so, wie Sie raten, mir ein Langzeitprovisorium einsetzen zu lassen, um dann mit Ruhe und ohne Druck, weitere Entscheidungen zu treffen. Gut zu wissen, dass dann ein neuer Abdruck etc... gemacht werden muss.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende!

Anna M.

Hallo Anna,

noch eine kleine Ergänzung meinerseits, da Herr Kollege Püllen Ihnen betont ein "VERNÜNFTIGES (Langzeit)Provisorium" empfahl: Es gibt keine unvernünftigen Provisorien, er meint nur, es wäre hier vernünftiger, für Sie ein Langzeitprovisorium herzustellen zu lassen.
Aber - und deshalb bitte vorher abklären: ein Langzeitprovisorium ist aufwändiger gefertigt und verursacht daher höhere Kosten, die Sie tragen müssen. Grundsätzlich ist es unnötig, für eine anstehende Brückenversorgung noch zusätzlich ein Langzeitprovisorium (Tragezeit mehrere Monate) herzustellen, daher waren diese zusätzlichen Kosten sicher nicht in Ihrem Kostenvoranschlag enthalten.
Sollten Sie wärend der Tragezeit des Provisoriums für diese neue Brücke keine Probleme gehabt haben, könnte auch ein normales Provisorium ausreichen, um festzustellen, ob Ihre Probleme durch eine zu hohe Spannung der Brücke hervorgerufen wurden. Sollten sich Ihre Beschwerden tendenziell schon bessern, ist aber auch die "Wartetaktik" Ihrer Zahnärztin nicht völlig falsch.

Die Information Ihrer Physiotherapeutin, dass über eine Sutur keine Brücke gefertigt werden darf, ist definitiv falsch!
Bestes Beispiel: Ihre alte Brücke spannte sich 12 Jahre über Ihre Sutur und Sie hatten keine Probleme.

Beste Grüße
Dr. Wolfgang Pfannenstiel, MSc


die Physiotherapeutin kann durchaus Recht haben und Kollege Püllen gibt die richtigen Ratschläge. Wir nutzen dann aus einem Kunststoffblock gefräste Provisorien; die halten lange und sitzen spannungsfrei.
Wenn Sie vor Abnahme der Brücke den Zusammenhang von Spannung und Verblockung über eine Sutur als Ursache abklären wollen, empfehle ich: lassen Sie die Brücke vorsichtig von palatinal (innen) her zwischen den beiden Schneidezähnen (zw. 1er und 2er im Brückengliedbereich)auftrennen. Dann ist die Spannung weg. Wenn das allein nicht hilft, sollten die Zahnkontakte palatinal abgeschwächt werden - Kontrolle dabei aufrecht sitzend und mit Okklusionspapier. Auch vorzeitige Kontakte an den Innenflächen können zu Verlagerung des Unterkiefers und zu Projektionsschmerzen und Kopfschmerzen führen.
Bei osteopathisch ausgebildeten Kollegen sind Ihre Beschwerden bekannt.
Gruß
Dirlewanger


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