Patientenforum

Forum: Angst und Schmerz

Die Angst vor dem Zahnarzt muss heute nicht mehr sein. Die Behandlungsmethoden der modernen Zahnmedizin sind deutlich fortgeschritten. Informieren Sie sich hier.

Thema:
Behandlungsschmerzen
Anzahl der Beiträge: 3

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erstellt: 12.04.2021 - 12:16

Hans aus Stuttgart

Hallo,

im Internet lese ich immer wieder, dass Zahnärzte eine Behandlung weiter führen, obwohl der Patient Schmerzen äußert. Für mich ist das nicht nachvollziehbar und auch nicht vorstellbar.

Ich vereinbare z.B.immer Handzeichen wenn ich Beschwerden habe, es wird nachgespritzt (bisher 1x nötig gewesen) und alles war gut.

Meine Frage.. ist es wirklich so dass es solche Ärzte gibt? Dies würde ja an Körperverletzung grenzen. Oder ist es vielmehr so, dass ein Patient ein unangenehmes Gefühl mit Schmerz in dem Moment verbindet?

Wenn eine Behandlung schmerzhaft sein sollte,dann könnte der Patient ja immernoch per Vollnarkose in z.b. einer Zahnklinik behandelt werden?

Auch liest man von Arzthelferinnen die den Patienten trotz Schmerzen auf den Stuhl drücken. Ich denke das ist absolut nicht mehr zeitgemäß.

Für eine Antwort Ihrer Sichtweise wäre ich dankbar.


Hallo Hans,

im Prinzip haben Sie Recht, es sollte ohne Schmerzen möglich sein.. Die Wirklichkeit ist aber oft grausamer. Ist der Nerv entzündet, lässt er sich bisweilen nur unzureichend betäuben. Eine Vollnarkose muss medizinisch gerechtfertigt sein, denn eine Vollnarkose birgt sehr viel höhere Risiken auf bleibenden Schaden (1:10 000) als eine Spritze beim Zahnarzt (1:10 000 000).

Das um das 1000 fache höhere Risiko ist deshalb meist nicht gerechtfertigt. Außerdem spielt die Psyche des Patienten eine Rolle (Anteil bis zu 10fache Überempfindlichkeit). Ein aufgeregter Patient ist schwerer zu betäuben, kommt ein entzündeter Zahnnerv dazu, reicht bisweilen die Menge an Anästhetikum nicht ganz aus, voll zu betäuben.

Zahnärzte sind keine Folterer, in der Regel nimmt uns das auch selbst mit, wenn ein Patient jammert. Wir versuchen dann eine Überbrückung mit Lachgas. Das kann helfen, ist aber nicht immer erwünscht. Unsere Damen am Stuhl müssen manchmal energisch werden, dann nämlich, wenn der Eingriff nicht aufschiebbar ist  und größerer Schaden abgewehrt werden muss, z.B. bei einem Abszess um die Wurzelspitze. Da ist der Säure-Wert des Gewebes so nieder, dass das gespritzte Betäubungsmittel  bisweilen stark neutralisiert wird. dann tuts dem patienten und uns weh.

Auch wir bieten dem Patient*Innen an , sich durch Handzeichen zu melden. Aber wie gesagt Vollnarkose ist im zahnärztlichen Bereich selten angezeigt, und gar nicht im Routineablauf, auch wenn dies in Großstädten oft aus Gefälligkeit gemacht wird.

Körperverletzung ist es nur, wenn der Patient den Eingriff ablehnt. Dies ist im  schmerzhaften Notfall nie der Fall.

Gruß und hoffentlich verstanden worden

W.Dirlewanger


erstellt: 13.04.2021 - 12:41

Hans aus ...

Hallo Herr Dr. Dirlewanger,

ich muss sagen, Ihre Antwort schockiert mich etwas. Ich dachte bisher dass in der heutigen Zeit grundsätzlich schmerzfrei behandelt werden kann.

Auch ich hatte einen entzündeten Nerv, welchen mein Zahnarzt jedoch komplett ausschalten konnte. Trotz Nervosität meinerseits.

Also ist es schon häufiger so, dass Patienten während Behandlungen unvorstellbaren Schmerzen ausgesetzt sind?

Oder wirkt die Betäubung, "nur eben nicht 100%"?

Können bei besonders nervösen Patienten nicht Beruhigungstabletten gegeben werden?

Ist eine solches nichtwirken der Betäubung dann meist bei Patiebten, die den Zahnarztbesuch aufschieben dass es überhaupt so schlimm wird?

Bitte entschuldigen Sie meine erneuten Fragen. Aber dies interessiert mich doch sehr.



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