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Forum: Parodontologie

Parodontitis ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Erwachsenen in Deutschland und kann zu Zahnverlust führen. Fragen Sie uns. Sie erhalten professionelle Antworten.

Thema:
Behandlung Parodontose
Anzahl der Beiträge: 8

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erstellt: 29.01.2009 - 12:58

Berlin aus

Hallo zusammen,

mein Zahnarzt will bei mir eine Parodontosebehandlung durchführen. Die Kasse hat die Behandlung bereits genehmigt. Jetzt zweifel ich aber ein wenig an der Vorgehensweise meines Zahnarztes. Er will ohne den Erregernachweis Parodontitis eine antibiotische Behandlung durchführen. Danach soll ich nach 2, 6 und 8 Wochen zur PZR und PA-Behandlung. Danach alle 4 Monate. Kostenfaktor für mich 205 Euro. Meiner Freundin, die privat versichert ist, hat er einen solchen Behandlungsmarathon nicht angeboten. Sind so viele Behandlungen wirklich notwendig?

Hallo Sie alleine,



sicherlich ist eine antibiotische Therapie ohne Erregernachweis nicht sehr spezifisch. Immerhin sind an einer Parodontitis eine Vielzahl verschiedener Erreger beteiligt. Das Antibiotikum kann also nur breit gestreut auf viele Bakterien wirken. Allerdings ist zur eigentlichen Diagnose nicht unbedingt ein Erregernachweis notwendig. Ihr Zahnarzt kann durchaus aufgrund des klinischen Bildes, das sich aus der Untersuchung ergibt, die Diagnose "Parodontitis stellen". Ihre Krankenkasse zahlt dann nach Beantragung auch eine Basistherapie, die man durchaus sinnvoll ausweiten und verbessern kann, so dass auch Zuzahlungen anfallen können. Nach erfolgter Parodontaltherapie sollte auf jeden Fall eine Kontrolle stattfinden, bei der die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen eruiert wird. Nach erfolgter Therapie soll der Erfolg durch regelmäßige PZR aufrechterhalten werden.

Eine anitibiotische Behandlung ohne Erregernachweis ist problematisch. Bei der Untersuchung der Bakterien, die in den Zahnfleischtaschen zu finden sind, geht es um zwei Fragen :
1.) Sind besonders aggressive Bakterien vorhanden, die in besonderem Maße das Gewebe angreifen und zur Vertiefung der Zahnfleischtaschen führen ? Falls diese Bakterien in nennenswerter Zahl vorhanden sind, sollte in der Regel eine antibiotische Behandlung in Betracht gezogen werden. Dies ist übrigens nicht bei jeder "normalen" Parodontitis der Fall !
2.) Wenn diese aggressiven Bakterien in entsprechender Menge vorhanden sind und antibiotisch behandelt werden sollen, geht es noch um die Wahl des Antibiotikums. Es gibt zwar Standard - Medikamente, die (fast) immer wirken. Eine zielgerichtete, möglichst wirksame und möglichst nebenwirkungsfreie Auswahl des Antibiotikums kann aber nur mit Hilfe der mikrobiologischen Diagnostik erfolgen.
Um es noch einmal hervorzuheben: Keinesfalls jede Parodontitis muss mit Antibiotika behandelt werden !
Mit einem mikrobiologischen Test ist  man diagnostisch immer auf der sicheren Seite. Die angebotenen Maßnahmen der professionellen Zahnreinigung sind aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt sinnvoll.
Gruß aus dem Norden, Florian Stephenson M.Sc.

Ob ein Erregernachweis einen zusätzlichen Effekt hat ist durchaus umstritten, da ein sicherer Nachweis sämtlicher beteiligter Mikroorganismen nicht gewährleistet ist.   Insofern kann der Test auch vortäuschen, die Bekämpfung eines bestimmten Keimes sei nicht nötig, dies gilt v.a. für Aggregatibacter, der sich  gelegentlich auch modernsten Nachweismethoden entzieht. Außerdem entstehen durch den Test zusätzliche Kosten von ca. 100.- - 200.- Euro.  Eine neueste US-amerikanische Studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass unabhängig von einem Erregernachweis die besten Behandlungsergebnisse mit einer Kombinationstherapie aus Amoxicillin und Metronidazol und dies  in Verbindung mit einer konventionellen Parodontalbehandlung erzielt wurden. Nichtraucher sollten die Antibiose für eine Woche, Raucher für ca.10 Tage durchführen. Auf eine richtige Dosierung entsprechend dem Körpergewicht sollte unbedingt geachtet werden. Unabhängig davon sollten Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn das klinische Bild es erforderlich erscheinen läßt, also nur bei einer schwereren Parodontitis mit Taschentiefen über 5 mm. Nach Abschluß der Parodontalbehandlung ist unbedingt eine "Erhaltungstherapie" durch regelmäßige PZR alle 3 Monate anzuraten.

Grüße aus Tübingen Andreas Nischwitz, M.Sc.

Berlin, Berlin,
soviele Stadtteile es dort gibt, so unterschiedlich kann Ihre Parodontitis und die notwendige Therapie sein.
Die Behandlung derselben Art von Parodontitis läuft zwischen GKV-Patienten und Privatpatienten nicht unterschiedlich ab, wohl aber bei unterschiedlicher Ursache und unterschiedlichen Befunden. In der Nomenklatur unterscheidet man 8 verschiedene Klassifizierungen mit 2-4 Untergruppen. Daraus ersehen Sie auch, warum viele Kollegen wie ich auch lebenslang die Schulbank drücken (müssen). Die oben beschriebenen Aussagen sind fachlich hochkarätig und zu begrüßen. Sprechen Sie Ihren Behandler auf die von Ihnen angeführten Punkte an. Sie sind jetzt aufgeklärter und können fachmännisch nachfragen. Prinzipiell würde ich aber jedem Kollegen trauen, der sich für den Erhalt Ihrer Zähne einsetzt.
Gruss aus dem "wilden" Süden
Wolfgang Dirlewanger

Hallo Berlin

Eine erfolgreiche Therapie der PA ist erfahrungsgemäß nicht durch die alleinige Antibiotikatherapie, sondern nur in Kombination mit einem supra- und subgingivalen Scaling möglich. Ursache hierfür ist, dass Antibiotika nur eingeschränkt in die feste Biofilmstruktur der Plaque penetrieren können. Daher sollten Antibiotika nur adjuvant und nicht als Ersatz für eine mechanische Therapie eingesetzt werden.

Die Indikation für eine Antibiotikatherapie besteht bei folgenden Parodontopathien: früh beginnende PA, schwere adulte PA, refraktäre PA, schwere PA im Verlaufe systemischer Erkrankungen (u. a. Diabetes mellitus, HIV-Infektion), PA mit Fieber und/oder Lymphadenitis sowie nekrotisierende, ulzeröse Gingivitis. Bei chronischer Gingivitis und leichteren PA scheint die adjuvante Antibiotikatherapie keinen zusätzlichen Nutzen zu bringen. Gegensätzlich wird diskutiert, ob Antibiotikagaben im Rahmen der regenerativen Parodontalchirurgie hilfreich sind.

Der Zeitpunkt der Antibiotikatherapie sollte unmittelbar nach Abschluß des Scalings, d.h. bei früh beginnender bzw. schwerer PA nach der Initial- und bei der refraktären PA nach der Erhaltungstherapie supra- und subgingivalen liegen.

Mit freundlichen Grüßen

Agustin Arenas

erstellt: 16.10.2010 - 20:19

sophie aus bayern

hallo,stehe vor meiner zweiten parodontosebehandlung!die erste vor zwei jahren war der horror.drei stunden mund auf.war fix und fertig.nun habe ich meines erachtens einen echten facharzt für parodontologie.ich teilte ihm meine angst mit und er sagte, bei ihm dauert die behandlung ca- eine dreiviertel stunde.mit keimtest und behandlung.kann es fast nicht glauben.hoffe aber,das es stimmt.pzr lasse ich in einer woche wieder machen und dann wird ein termin ausgemacht.bitte um angstnehmende antworten.lieben gruß



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