Forum: Parodontologie
Parodontitis ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Erwachsenen in Deutschland und kann zu Zahnverlust führen. Fragen Sie uns. Sie erhalten professionelle Antworten.
Thema:
aggressive Parodontose-Beseitigung durch Zähne ziehen?
Anzahl der Beiträge: 2
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erstellt: 12.08.2012 - 14:03
Kröhne aus Berlin
Hallo,
ich leide seit 10 Jahren an Parodontose (begann mit der Geburt des 1.Kindes). Gehen seit Jahren alle 3 Monate zur Zahnreinigung, habe schon mehrere Parodontalbehandlungen (geschlossene) hinter mir. Meine Zähne sind oben und unten in der Front mit Retainer verbunden, ansonstern würden sie sich verschieben. Die Parodontose ist nicht aufzuhalten, alle Zahnhälse liegen schon frei und ich sehe furchtbar aus mit gerade einmal 38 Jahren. Ich bin jetzt bei einem Spezialisten, der mir die Diagnose aggressive Parodontose mitteilte und es soll nun das Zahnfleisch aufgeschnitten werden und gereinigt werden, weil die Taschen so tief sind und ich werde nach dem Ergbenis der Abstriche Antibiotikum einnehmen.
Inzwischen habe ich große Zweifel, ob sich der Zahnverlust überhaupt aufhalten lässt, da bereits meine Oma und ihr Sohn jeweils mit 40 Jahren aufgrund von Parodontose keine Zähne mehr hatten. Wenn es tatsächlich so genetisch veranlagt ist, könnte ich mir die Prozeduren und Kosten sparen und gleich zur Prothese übergehen? Implantate kommen für mich nicht in Betracht.
Meine Frage: wenn ich mir die Zähne ziehen lasse und eine Voll-Prothese trage, ist dann die Parodontose damit beseitigt (und ich ggf. ein Antibiotikum einnehme)? Die Parodontose geht ja auch mit einer erhöhten Gefahr für Schlaganfall und Herz-Kreislauferkrankungen einher und ich habe Verantwortung für meine Familie zu tragen. Ich habe seit 8 Jahren allergisches Asthma, dessen Ursache nicht herausgefunde wurde. Vielleicht versucht mein Körper ja auch damit die Parodontose zu bekämpfen? Also, wenn die Zahntaschen weg sind aufgrund der gezogenen Zähne, ist dann damit auch die Parodontose weg?
Vielen lieben Dank im Voraus von einer verzweifelten
Frau Kröhne
erstellt: 13.08.2012 - 09:39
Sie leiden unter einer aggressiven Parodontalerkrankung, die immer mit vorzeitigem Zahnverlust einhergeht. Sie bemerken richtig, dass eine genetische Veranlagung vorliegt, gegen die wir als Ärzte oft machtlos sind.
Oft tritt der Fall auf, dass bei recht jungen Patienten alle Zähne zu Verlust gehen, und die Entscheidung getroffen werden muss, ob Implantate zur Fixierung eines Zahnersatzes eingesetzt werden sollen. Das bisher bestehende Datenmaterial zeigt deutlich, dass bei Patienten mit aggressiver Parodontitis auch ein deutlich erhöhtes Verlustrisiko für Implantate vorliegt. Daher ist Ihre Entscheidung, eine Totalprothese als Ersatz zu wählen, sicher die komplikationsärmste.
In dem Augenblick, an dem das letzte Parodont (Zahnhalteapparat) aus dem Mund entfernt ist, haben Sie auch keine Parodontalerkrankung mehr und die befürchteten Allgemeinerkrankungen haben wieder eine "normales" Risiko.
Es ist heute mit Hilfe von Gentests möglich, das genetische Risiko für das Auftreten einer Parodontalerkrankung zu bestimmen. Es kann sinnvoll sein, bei Ihren Kinden frühzeitig das Risiko zu bestimmen und die Untersuchungsintervalle entsprechend einzustellen.
Alles Gute wünscht
R.Roos