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Forum: Zahnersatz

Durch Zahnerkrankungen oder Unfällen können Zähne verloren gehen. Wir geben Hinweise und Entscheidungshilfen zur richtigen Wahl der Zahnversorgung.

Thema:
Wiederherstellung Okklusion nach Überkronung aller Zähne
Anzahl der Beiträge: 3

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erstellt: 10.02.2024 - 00:51

Martina aus ...

Liebes ExpertInnen-Team

Im May letzten Jahres wurden alle meine Zähne mit Vollkeramikkronen überkront. Grund war eine Bisshebung der Backenzähne, die aufgrund eines Wachbruxismus abgeknirscht waren. Die Frontzähne wurden aus ästhetischen Gründen auch gemacht. Wurzeln und Zahnfleisch sind in Top Zustand, wie mir schon von verschiedenen Stellen versichert wurde. Es wurden ausschliesslich Kronenpaare eingesetzt, also immer zwei Zähne, die miteinander verbunden sind.

Vorabklärungen und -behandlungen, wie in den S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Kiefer- und Mundheilkunde für Bruxismus empfohlen, wurden keine gemacht.

Nach der ersten Behandlung fiel bereits am ersten Abend eine Krone raus. Eine Kontrolle ergab, dass das Silikon von der provisorischen Befestigung nicht entfernt wurde. Daraufhin wurden 12 Backenzähne ersetzt. Nach dieser Behandlung stimmte sowohl die statische als auch dynamische Okklusion überhaupt nicht und es wurde zwei Monate lang eingeschliffen. Nach einem Streit mit dem Zahnarzt wollte ich das Problem irgendwie selbst lösen, was nicht gelang. Weitere zwei Monate später bot mir der Zahnarzt an, alle Backenzähne (16) nochmals neu zu überkronen. Ich war so verzweifelt mit meinen Beschwerden, dass ich zustimmte. Ich bestand dieses Mal auf einzelne Kronen. Das Ergebnis war dasselbe. Der Biss stimmte hinten und vorne nicht. Es folgten weitere vier Monate wöchentliche Termine zwecks Einschleifen bis vor Weihnachten. An diesem Tag wurde meiner Wahrnehmung nach ziemlich beherzt drauflosgeschliffen, wonach der Biss wieder so unstimmig war wie direkt nach dem Einsetzen der Kronen. Danach war mein Vertrauen und meine Geduld in den Zahnarzt nicht mehr vorhanden.

Ich entwickelte schon nach der ersten Behandlung Symptome einer Craniomandibulären Dysfunktion. Erst waren das "nur" Gefühlsstörungen im Gesicht, Kauschmerzen und einschiessende Schmerzen ins linke Auge. Heute habe ich intermittierend Sehstörungen (Auras), noch stärkere Nackenverspannungen und -schmerzen als zuvor, Spannungskopfschmerzen etc.. Weitere Symptome am ganzen Körper machten sich bemerkbar, wo ich nicht weiss, ob das auch der CMD oder meiner Vorerkrankung geschuldet ist. Um das einigermassen erträglich zu gestalten, muss ich den ganzen Tag so eine selfmade Silikonschiene tragen, die man im Internet bestellen kann. Des weiteren leide ich unter einem Spannungsgefühl in den Frontzähnen, oben mehr als unten und mit unterschiedlicher Intensität. Nach dem Kauen von etwas härteren oder zäheren Mahlzeiten ist das Spannungsgefühl am stärksten, sodass ich mir manchmal am liebsten die Zähne ausreissen möchte.

Meine Fragen:

Darf ich hoffen, dass ein fähiger Zahnarzt die Okklusion wieder hinkriegt? Wenn ja: Wie? Es ist mir dabei egal, wenn alle Kronen wieder ausgewechselt werden müssen. Die Frontzähne müssen auf jeden Fall raus. Sie fühlen sich richtig schlecht an, sodass ich sie mit der Zunge nicht berühren darf, ohne dass unkontrollierte Ärgergefühle hochkommen

Muss ich davon ausgehen, dass alle Kronen beim ersten definitiven Einkleben nicht gereinigt wurden, da sich in den Backenzähnen nachweislich Silikonreste befanden? Könnte es sein, dass sich in den Kronen der Frontzähne noch Fremdkörper befinden, die dieses Spannungsgefühl verursachen? Die Frontzähne wurden ja nach der ersten Behandlung nie ersetzt. Da sich das Spannungsgefühl mit dem Kauen verändert, würde ich eher auf die fehlerhafte Okklusion tippen. Aber wissen tue ich das als Laie nicht. Vielleicht auch eine Zusammenspiel von beidem, also Okklusion und Fremdkörper? Müsste man dann bei einer Sanierung zuerst die Frontzähne ersetzen, bevor man sich an die Backenzähne macht? Ich frage mich das deshalb, weil die Konstellation der fehlerhaften Okklusion zusammen mit evtl. Fremdkörpern nach meiner Laienlogik einer Kieferorthopädische Behandlung gleichkommt, also Einfluss auf die Zahnstellung haben könnte. Ich habe Röntgenbilder von vor der Behandlung und nach der ersten Nachbesserung. Darauf glaube ich zu erkennen, dass die Abstände zwischen einzelnen Wurzeln grösser sind. Aber als Laie kann ich das nicht richtig einordnen. Jedenfalls sind die Frontzähne ziemlich gross (breiter und länger) jetzt.

Welches ist nach neuester Technik die beste Methode, mein Gebiss und den Zahnersatz (allfällig neue Kronen) so auszumessen, dass eine möglichst genaue Okklusion entsteht?

Besteht eine Chance, dass sich die CMD mit einer passenden statischen und dynamischen Okklusion mit der Zeit von selbst verabschiedet oder ist es eher wahrscheinlich, dass ich danach mit Okklusionsschienen, Physio etc. weiter therapieren muss?

Ich lebe in Thailand. Die Behandlung wurde hier von einem Deutschen Zahnarzt geplant und überwacht. Ich habe demnächst einen Termin bei einer Spezialistin im Bangkok Hospital für eine Befundaufnahme, Therapieplan und Kostenvoranschlag und wäre Ihnen für Ihre geschätzte Meinung als Vorbereitung auf diesen Termin unendlich dankbar. Lange halte ich das nicht mehr aus mit den Beschwerden und dieser ekelhaften Schiene im Mund. Von dem Ärger mit den ganzen Zahnärzten mal ganz abgesehen. Ich brauche jetzt Nägel mit Köpfen.

Sorry, dass das so lang und komplex wurde. Aber ich komme mit googeln einfach nicht weiter und mit den Zahnärzten hier bis jetzt auch nicht.

PS. Meine Vorerkrankung betrifft unter anderem Muskeln, Sehnen und Bänder. Nach einer wissenschaftlich noch nicht definitiv bestätigten Einschätzung eines Spezialisten könnte die Krankheit Einfluss auf Verlust der Elastizität von Muskeln, Sehnen und Bändern haben. Nach meiner Körperwahrnehmung könnte da was dran sein. Müsste das hinsichtlich der CMD und Okklusion berücksichtigt werden, wenn es tatsächlich so wäre? In welcher Form?


Guten Tag,

Ein echtes Drama, weil alle Sicherheitsregeln missachtet wurden. 

Bei einem Bruxer wird erst behandelt, wenn durch das Tragen von Schienen in der gewünschten Position sicher gestellt ist, dass die neue Bisslage und -höhe beschwerdefrei akzeptiert wird. Danach erfolgt eine Neugestaltung der der Kauflächen erst im einen und dann im anderen Kiefer mit Kunststoff Teilkronen (Tabletops).Erst dann beginnt man mit der keramischen Restauration in kleinen Portionen. Zum Schluss kümmert man sich um die Frontzähne nach einem zuvor erstellten Mockup.(gewünschte un d erreichbare Ästhetik). So stellt man sicher, dass die Behandlung am Ende zum Erfolg führt, auch wenn es etwas länger dauert. Parallel helfen physiotherapeutische Maßnahmen zur Lockerung der Verpannungen.

In Ihrer Situation sollten die Kronen entfernt und zunächst Kunststoff-Langzeitprovisorien angefertigt werden. Die Bissregistrierung ist eine Kunst, die leider nicht jeder beherrscht. Welchen Standard Sie von den Kollegen in Thailand erwarten können, weiß ich nicht.    

Grüße

R. Roos


erstellt: 13.02.2024 - 23:53

Martina aus ...

Sehr geehrter Herr Dr. Roos

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Die Frontzähne müssten aber so schnell wie möglich raus. Das Spannungsgefühl triggert den Wach-Bruxismus. Ist es möglich, die Frontzähne zu Beginn zu entfernen, respektive alle Zähne des Oberkiefers zu entfernen und mit Kunststoff-Langzeitprovisorien zu versorgen, ohne das ganze "Projekt" zu gefährden?

Freundliche Grüsse
Martina

 



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