Forum: Implantologie
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Thema:
Eitertasche am Implantat
Anzahl der Beiträge: 11
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erstellt: 30.04.2015 - 18:38
Monika Berrendorf aus München
Sehr geehrte Damen und Herren,
vor einem Monat war ich zur Routinekontrolle beim Zahnarzt. Er meinte, es tritt "ein Sekret" aus dem Zahnfleisch eines implantierten Zahnes aus. Es könne sein, dass der Körper das Implantat abstößt. Er schickte mich zum Kieferchirurgen, der das Implantat vor 10 Jahren gesetzt hat. Dieser machte ein Röntgenbild des kompletten Kiefers. Das Implantat ist gut eingewachsen, der Kieferchirurg konnte nichts Schadhaftes feststellen. Ich hätte dort eine Tasche.
Seit ca. 5 Tagen hab ich nun Probleme in der Region des Implantats. Bin erneut zum Zahnarzt. Er streifte vom Zahnfleisch aus in Richtung Zahn und es kam ein Haufen Eiter raus. Nächste Woche (Mi) habe ich einen Termin für eine PZR. Ab So soll ich für 7 Tage Antibiotika Clindamycin (3 Stück am Tag) nehmen. Das Wichtigste sei nun die Keimzahl im Mund zu reduzieren. Habe Angst. Bekommt man das Implantat wieder raus?
Hilfe. Was kann ich tun?
erstellt: 01.05.2015 - 10:55
Sehr geehrte Frau Berrendorf,
ein wichtiges Kriterium sind "Taschentiefen"; ferner müßte auf einem Rönrgenbild doch ein Knochenabbau sichtbar sein; Wichtig ist die Unterscheidung, ob "nur" das Zahnfleisch am Implantat, oder bereits das knöcherne Fundament betroffen ist. Antibiotika sind vertretbar, wirken jedoch nur kurzfristig. Eine PZR hilft dem Implantat nichts. Da müßte mehr gemacht werden, uU eine (kleine) chirurgische Intervention am Implantat.
Dr. Frank Püllen,MSc, MSc, Neu-Isenburg
erstellt: 01.05.2015 - 11:57
Monika Berrendorf aus München
Sehr geehrter Herr Dr. Püllen,
die knöcherne Struktur ist noch nicht betroffen, das Zahnfleisch ist angegriffen und zurück gegangen. Die Tasche ist sehr groß. Ich kann selbst mit einem Wattestäbchen Eiter rausholen. Hilft in diesem Gsll eine Spülung der Tasche? (Wie) Kann sich die Tasche wieder zurück bilden? Macht das der Zahnarzt oder soll ich direkt noch mal einen Termin beim Kieferchirurgen ausmachen?
Vielen Dank im Voraus!
Monika Berrendorf
erstellt: 01.05.2015 - 19:50
Sehr geehrte Frau Berrendorf,
mehr als das Sekret "ausdrücken" können Sie nicht tun; Ihr Zahnarzt sollte die Tasche mit einem Ultraschallgerät unter lokaler Betäubung gründlich instrumentieren; dann sieht man weiter.
Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isenburg
erstellt: 01.05.2015 - 21:00
unbekannter Autor aus ...
Sehr geehrter Herr Dr. Püllen,
Bin nun doch verunsichert... Das hätte längst passieren können....
Noch eine Frage: ich habe gelesen, dass auch (neben Hygienefehler) ein schlecht sitzender "Oberbau" des Implantats das Eindringen von Bakterien begünstigen kann. Ist es grundsätzlich möglich, das Implantat zu halten und den Oberbau "auszutauschen"? Oder ist das Risiko zu hoch, dass beim Entfernen des Oberbaus der Implantatstift beschädigt wird?
Vielen Dank im Voraus.
Monika Berrendorf
erstellt: 02.05.2015 - 20:03
Sehr geehrte Frau Berrendorf,
bei zementierten Implantatkronen ist es oft nicht ganz einfach, diese überhaupt/ohne Beschädigung herunterzuklopfen. Daß im Implantatinneren (dort, wo die Verschraubung mit dem Aufbau/Abutmentteil ist) sich Bakterien befinden, ist völlig logisch und unvermeidbar.
Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isenburg
erstellt: 06.05.2015 - 09:48
Monika Berrendorf aus München
Sehr geehrter Herr Dr. Püllen,
ein weiteres Röntgenbild ergibt: die distale Wurzel des Nachbarzahns ist entzündet. Dieser Zahn ist bereits wurzelbehandelt und überkront. Woher die Tasche beim Implantatzahn kommt, weiß man nicht. Diese Tasche wird gesäubert und die Wurzelspitze beim Nachbarzahn gekappt (WSR).
Eine Frage: gibt es eine richtige Parodontosevorsorge? Wenn ja, was wird da gemacht und wieviel kostet das? Wie oft sollte man sowas machen lassen? Oder wird sowas im Rahmen der PZR mitgemacht?
Vielen Dank im Voraus!
Monika Berrendorf
erstellt: 06.05.2015 - 19:47
Sehr geehrte Frau Berrendorf,
eine Resektion der (distalen) Wurzel ist zweite Wahl, erste Wahl wäre die (durch die Krone durchgeführte) "orthograde" Revision der Wurzelfüllung. Man kann durch einführen von röntgensichtbaren Guttaperchastiften IN DIE TASCHE hinein schauen, "wohin" die Tasche führt.
Zur "Parodontosevorsorge": entscheidend ist, was SIE tagein, tagaus an Zahnpflegeaktivitäten betreiben! Eine PZR kann da nur unterstützen. Ihr Zahnarzt (sollte) regelmäßig -wenn Sie die Praxis besuchen- mit einer Parodontalsonde nach Zahnfleischtaschen suchen.
Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isenburg
erstellt: 06.05.2015 - 22:30
Monika Berrendorf aus München
Sehr geehrter Herr Dr. Püllen,
ui! Dabei hatte der Kieferchirurg erst ein "normales" Röntgenbild des gesamten Kiefers gemacht. Dabei hat er nichts erkannt. Dann hat er ein 3D- Röntgenbild gemacht und daraufhin anscheinend die Entzündung der distalen Wurzel des Nachbarzahns (36) erkannt.
Laut Der Zahnarzthelferin, welche heute die PZR durchgeführt hat, haben sowohl 35 (Implantatzahn) und 36 Taschen (ca.5-6mm tief).
Bei der Durchsicht des 3D-Röntgenbildes gab es eine Aufnahme, da war zwischen 35 und 36 kein Knochen zu sehen. Ich fragte: hat ein Knochenabbau am Implantat stattgefunden. Der Kieferchirurg meinte: manchmal spiegelt der Titanstift bei der Röntgenaufnahme so stark, dass er das nun nicht mit Sicherheit sagen kann.
Beim "normalen" Röntgenbild sah der Knochen aber gut/ normal aus. Das sagen auch Zahnarzt und Kieferchirurg.
Hilfe, was soll ich tun? Für meinen Kieferchirurgen hätte ich die Hand ins Feuer gelegt, hab ihm "blind" vertraut. Können Sie aus der Entfernung einschätzen (nachdem ich mehr Details geschildert habe), ob er richtig entscheidet? Oder bleiben Sie dabei: und die WRS ist nur zweite Wahl. Glaube, befürchte, langfristig das Implantat 35 und den Zahn 36 zu verlieren.
Ein Kieferchirurg, zu dem muss man Vertrauen haben. Bei meinen "Baustellen" wird das schwierig.....
Vielen Dank für Ihre Einschätzung.
Viele Grüsse
Monika Berrendorf
erstellt: 07.05.2015 - 05:19
unbekannter Autor aus ...
Hallo Herr Dr. Püllen,
Ist die von Ihnen beschriebene Leistung "mit röntgensichtbaren Guttaperchastiften in die Tasche hienein schauen" eine Leistung, die normalerweise privat abgerechnet wird (bin Kassenpatient).
Wäre diese Leistung nicht "einfacher" durchzuführen als eine WSR?
Vielen Dank im Voraus.
Viele Grüsse
Monika Berrendorf
erstellt: 07.05.2015 - 20:37
Sehr geehrte Frau Berrendorf,
DVT`s sind "in Implantatnähe" zT nicht so aussagekräftig wegen der Metallartefakte. Ein "normales, kleines" Zahnfilmröntgenbild mit einem in der Zahnfleischtasche plazierten Guttaperchastift hat -wirklich- nichts mit "Privatleistung " zu tun. Das läuft über die Krankenkasse. Wenn die Wurzelfüllung des Zahnes neben dem Implantat nicht ok ist, so sollte -wenn irgend möglich- eine Revision durchgeführt werden. Beim Spezialisten. Eine Resektion ist zweite Wahl.
Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isenburg
