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Forum: Implantologie

Bei Zahnverlust können Ihnen Zahnimplantate mehr Lebensqualität zurückgeben. Wir möchten Ihnen weiterhelfen, wenn Sie Fragen zu Zahnimplantaten haben.

Thema:
Optimales Vorgehen und ausreichendes Vorgehen
Anzahl der Beiträge: 3

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erstellt: 30.06.2014 - 23:22

Elisabeth aus Nordeifel

Hallo, ich stehe vor einer Implantation und habe versucht, mich schlauer zu machen. Wie immer führt das zunächst zu Verwirrung. In der Kaiserberg-Klinik in Duisburg habe ich mir letzte Woche einen Vortrag angehört und kenne nun wohl das Maximum an medizinischer Versorgung. Wie kann man wieder auf den Boden der Realität kommen? Es gibt wohl sicher nur wenige Ärzte mit einem OP-Raum mit Entlüftung, 3D-Röntgen und speziellem Navigationssystem. Dazu käme dann noch das Implantat-System mit schweizer Präzision, welches die Periimplantitis verhindern soll. Wie kann man nun seinem normalen Zahnarzt noch vertrauen? Danke für klärende Worte.


Sehr geehhret Elisabeth,

ein großer/maximaler apparativer Aufwand bedeutet -leider- nicht, daß auch "automatisch" ein entsprechendes Ergebnis erzielt wird; dies wird lediglich -wegen der "Technikgläubigkeit"- suggeriert. Es bedeutet nicht, daß damit automatisch die für Ihre individuelle Situation optimale Therapie gewählt wird.  Es bedeutet aber auf jeden Fall erhöhte "Basiskosten", weil dies alles in die Kalkulation einfließen muß. Entscheidend ist jedoch die individuelle Fähigkeit (intellektuell&manuell) des Zahnarztes/in.

Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isenburg


Guten Tag Elisabeth,

Sie sprechen ein wichtiges generelles Problem in der medizinischen Versorgung an. Es gibt das technisch Mögliche und Machbare auf der einen Seite, auf der anderen Seite gibt es die Wünsche und Ansprtüche des Patienten und es gibt noch die Erfahrung und das Können des Arztes.

Im Bereich des technisch Möglichen und Machbaren befinden wir uns immer in einem Feld, das sowohl vorhandene Standardtechnologien nützt, wie auch neue Technologien und Operationsverfahren integriert. Letztere sind meist mit sehr hohem Einsatz an Wissen, Geräten, Personal und Organisation verbunden und sind allein deswegen serh kostenintensiv. Oft stellt sich nach Jahren und kritischer wissenschaftlicher Überprüfung heraus, dass der hohe Einsatz nicht mit einem messbaren Gewinn an Therapieerfolg verbunden ist. Um konkret auf Ihren Fall zu kommen: Der Einsatz eines Reinraumtechnologie dürfte sich nach der heute vorliegenden Studienlage nicht messbar auf den Implantaterfolg auswirken. Während der Einsatz des 3-D- Röntgens und navigierter Implantation eine deutlich bessere Positionierung des Implantates erlaubt, also in vielen Bereichen einen besseren Schutz des Patienten vor Schädigungen und Fehlpositionierungen von Implantaten gewärleistet. Die Wahl enes Schweizer Implantatsystems hingegen bietet keinen Schutz vor Periimplantitis, hier spielen viele Faktoren eine Rolle, die in ihrer Wertigkeit so genau noch gar nicht durch die Datenlage gesichert sind.

Während man Technologie durch wissenschaftliche Forschung verifizieren, also auf ein sicheres Fundament stellen muss, sind die Wünsche und Vorstellungen der Patienten höchst vielfältig und befinden sich oft im Widerspruch zur Möglichen un Machbaren. Hierbei geht es um Ästhetik, Funktion, Materialverträglichkeit, Haltbarkeit, Schmerzfreiheit und finanzielle Belastungen, um nur einige zu nennen. Auch die Behandelbarkeit, Schmerztoleranz, gesundheitliche Einschränkungen spielen hier eine wichtige Rolle. Diesen bunten Strauß von Anliegen und Voraussetzungen zu ordnen und zu priorisieren ist eine der wichtigsten Aufgaben eines verantwortungsvollen Arztes.

Nun gilt es aus diesem Feld oft widersprüchlicher Interessen eine "richtige" Therapieentscheidung zu treffen, die die Wünsche des Patienten weitest möglich erfüllt, die ein Höchstmaß an Sicherheit und Vorhersagbarkeit bietet und bei alledem noch finanzierbar bleibt.

Bei diesem Prozess ist die Person des Arztes von entscheidender Bedeutung. Hier ist das "Normalsein" gefragt, die notwendige kritische Distanz zu den eigenen Bedürfnissen nach finanziellem Gewinn, auch das Fehlen von finanziellem Druck, der sich durch hohe Investitionen aufbauen kann. Hier ist aber auch fundiertes Wissen und Können erforderlich und die Fähigkeit, gut zu kommunizieren.

Sie als Patient können das leicht erfahren und ersprüren, in dem Sie mit Ihrem Zahnarzt reden, sich über die Behandlungsmöglichkeiten und -alternativen beraten lassen. Je mehr Fragen am Ende bei Ihnen offen bleiben, desto sicherer können Sie sein, dass Sie auf dem falschen Weg sind. Lassen Sie Ihren Bauch entscheiden und lassen Sie sich weder durch schöne Gerätschaften blenden, noch durch Ihren Geldbeutel allein lenken. Und suchen Sie gegebenfalls nach einer Zweitberatung.

Grundsätzlich gilt: Einfache Fälle sind einfach und meist günstig durchzuführen. Sie benötigen meist nur einige Erfahrung und wenig apparativen Aufwand. Komplizierte Fälle mit hohen Ansprüchen ans Behandlungsergebnis ,(z.B. Implantate im Schneidezahnbereich, starke Knochenabbauten etc.) können die Diagnostik, den Behandlungsaufwand und die Kosten exponentiell steigern.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen trotz aller Grundsätzlichkeit meiner Aussagen eine kleinen Leitfaden geben.

Viel Erfolg wünscht

R. Roos

 

 

 

 

 



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