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Gesunde und fest sitzende Zähne geben Ihnen ein schönes und unbeschwertes Lächeln. Wir beantworten Ihnen gerne allgemeine Fragen zum Thema Zahnmedizin.

Thema:
Herrschende Lehrmeinungen zur Gebissgesundheit
Anzahl der Beiträge: 10

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erstellt: 14.07.2019 - 09:32

Depp aus Mittelfranken

Grüß Gott,

vor kurzem war ich bei einem Zahnarzt. Wir kamen so ins Fachsimpeln zwischen Kassenpatient und Edelweißkittel und der Zahnarzt erzählte mir, dass es unterschiedliche herrschende Lehrmeinungen (Schulen) zur Gebissgesundheit geben soll.

Es soll Anhänger geben:

  • für die nur eine 8er-Gebiss,
  • für die auch ein 7er-Gebiss,
  • für die auch ein 6er-Gebiss

ein vollwertiges Gebiss darstellt.

Er nannte auch die Namen dieser Lehrmeinungen, die ich aber vergessen habe, die nach den Orten benannt sein sollen, in denen die UNIs beheimatet sind, die die jeweilige Lehrmeinung prägen.

Z. Bsp.: Münchener Schule (Das ist nur ein Exempel!).

Da die 6er-Molaren fürs Kauen unerlässlich sind, soll es Anhänger einer Lehrmeinung geben, die sagen: "Alle Zähne dahinter sind prinzipiell entbehrlich". Ist zum Beispiel 47 und 48 verloren gegangen und ein Anhänger dieser Lehrmeinung hat bewusst darauf verzichtet eine*n Patientin*Patienten darauf aufmerksam zu machen, dass ein Antagonist für 47 fehlt, dann wird ein Anhänger dieser Lehrmeinung, sobald die Elongation von 17 eingetreten ist, vorschlagen, dass die 18, 28, 38 extrahiert werden sollten. Dadurch wird dann die Elongation von 17 beschleunigt, so dass auch die 17 extrahiert werden sollte. Da das Gebiss dann unsymmetrisch ist, wird ein Anhänger dieser Lehrmeinung dann auch die Extraktion von 27 und 37 empfehlen.

Es soll aber auch Anhänger einer Lehrmeinung geben für die nur ein Gebiss mit allen 7er Molaren ein vollständiges Gebiss ist. Anhänger dieser Lehrmeinung sagen dann zu ihren Patient*innen: "Ihre Weisheitszähne sollten wir jetzt einmal extrahieren. Das macht man heute so". Ein Röntgenbild fertigen diese Anhänger selbstverständlich nicht an. Ob es Probleme mit den Weisheitszähnen gibt, spielt dabei für diese Anhänger absolut keine Rolle.

Es soll aber auch Anhänger einer Lehrmeinung geben für die auch ein Gebiss mit allen 8er Molaren erhaltenswert ist.

Gibt acht zu welcher*welchem Zahnärztin*Zahnarzt du gehst.

Wer kennt die Namen dieser unterschiedlichen Lehrmeinungen?



Guten Tag,

es gibt wohl nichts, was es nicht gibt. Es gibt, ob Sie es glauben oder nicht, Anhänger einer Lehrmeinung, die die beiden Prämolaren als ausreichend ansehen. Am Ende zählt nur, was den Patienten kurz-, mittel- und langfristig zufridenstellt. Neben einer Lehrmeinung irgeneiner Universität gibt es langjährige Erfahrungswerte und sinnvolle Vorgehensweise in Übereinstimmung mit den Wünschen, Erwartungen, der Entscheidungsfreude und den finanziellen Möglichkeiten eines jeden einzelnen Patienten. Also aufgepasst, was die Patienten erzählen und was sie nach einigen Jahren davon noch erinnern.

Grüße

R. Roos


erstellt: 15.07.2019 - 18:27

Depp aus Mittelfranken

Herzlichen Dank für Ihre Antworten.

Meine Patientenakte liegt mir vor. Daraus ergibt sich nachweislich, dass ich trotz lückenloser jährlicher Vorsorgeuntersuchungen keine Beratung bezüglich einer drohenden Elongation erhalten habe.

Zitat aus Fachliteratur: "Die Wahl der prothetischen Versorgung sollte nach einer fachkundigen Beratung durch den Zahnarzt vom Patienten getroffen werden." Die Zahnärztin stellte zwar in ihren Bart gemurmelt die Elongation fest, erklärte sie mir aber nicht. Durchaus verständlich, denn dann hätte sie nämlich auch erklären müssen, wieso sie seit zehn Jahren eine diesbezügliche Beratung unterlassen oder vergessen hat.

Zitat aus der Fachliteratur: "Eine Prämolarenokklusion mit allen Prämolaren, in der klinischen Umsetzung werden dabei suffizient ersetzte Zähne in der Regel mitgezählt, ist in der Fachwelt bekannt. Für die Prämolarenokklusion gibt es neben dem Altersaspekt weitere relative Kontraindikationen. Eine einseitig verkürzte Zahnreihe stellt einen gesondert abzuhandelnden Befund dar, bei dem es Überschneidungen, aber auch Unterschiede gibt. Die einseitige Freiendlücke stellt aufgrund ihrer funktionellen Asymmetrie eine Besonderheit in der prothetischen Entscheidungsfindung dar."

Zitat aus der Fachiteratur: "Grundlage jeder medizinischen Entscheidung ist eine aorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung. Weitere Faktoren sind die zugrunde liegenden Rahmenbedingungen
sowie Haltungen, Ziele und Präferenzen von Zahnarzt und Patient."

Zitat aus der Fachliteratur: "ln der Gerodontologie werden teilweise noch weiter reduzierte Zahnbestände als akzeptabel angesehen, zum Beispiel reine Frontzahnokklusionen. Das Konzept kann aus gesundheitsökonomischer Sicht Vorteile bezüglich der Kosteneffektivität bieten."

Es reicht also nicht seine Patient*innen nur bei der Professionellen Zahnreinigung zu beraten.
 


erstellt: 21.07.2019 - 08:36

Depp aus Mittelfranken

Zitat: Daß man ohne die großen Backenzähne kaufunktionstüchtig ist, ist seit über 30 Jahren bekannt und belegt. Dr. Frank Püllen, MSc, MSc, Neu-Isenburg

Als Kind war ich früher im Urlaub viele Male auf einem Bauernhof in den Bergen. Dort saß eine sehr alte Frau, Heidi, regelmäßig in der Sonne vor dem Haus. Sie hatten nur noch sehr wenige Zähne und bekam regelmäßig zum Frühstück im Kaffee eingeweichtes Brot und zu Mittag in Suppe eingeweichtes Brot. Was Heidi zu Abend aß weiß ich nicht, denn ich musste schon vorher ins Bett.

Zitat: Gibt acht zu welcher*welchem Zahnärztin*Zahnarzt du gehst.

Mit Ihrer Aussage bestätigen Sie meine grundsätzliche Befürchtung. Szenario: Ein*e Patient*in geht zu einer*einem Zahnärztin/Zahnarzt, die*der ein*e Anhänger*in der Prämolarenokklusion mit allen Prämolaren ist und alles was dahinter liegt bleibt unbehandelt. Die*der Zahnärztin*Zahnarzt kommuniziert das nicht.

 

 


... nochmal: Es gibt keine ideologische Diskussionen innerhalb der Zahnärzteschaft über die Länge der Zahnreihe, auch weil die Krankenversicherungen ggf. Versorgungen bis zum Weisheitszahn bezahlen. Möglicherweise wurden Sie nicht ausreichend aufgeklärt, das ist aber kein Thema dieses Forums, sindern eine juristische Angelegenheit.

Grüße

R.Roos


erstellt: 22.07.2019 - 19:31

Depp aus Mittelfranken

Gott sei Dank.



erstellt: 15.10.2021 - 10:31

Depp aus Mittelfranken aus ...

Wenn ein 6er-Molar, ein 7er-Molar und ein 8er-Molar verloren gegangen sind und nur der fehlende 6er-Molar durch ein Implantat ersetzt wurde, also ein Antagonist für einen 7er-Molaren fehlt, ist ein Implantat für den fehlenden 7er-Molare nicht zwangsläufig erforderlich.

Es gibt eine ganz einfache Möglichkeit die Elongation der Gegenzähne zu verhindern.

Äquilibrierungsschiene mit gleichmäßigem Aufbiss in allen Stützzonen
Mit Front-Eckzahnführung
Verhinderung von Elongationen bei fehlenden Antagonisten

Quellenangabe:
https://www.zmk-aktuell.de/fachgebiete/allgemeine-zahnheilkunde/story/okklusionsschienen-indikation-klassifikation-und-herstellung__1200.html

Okklusionsschienen: Indikation, Klassifikation und Herstellung
26.02.2015
Dr. Theresia Asselmeyer - Prof. Dr. Rainer Schwestka-Polly


erstellt: 19.10.2021 - 09:09

Depp aus Mittelfranken

Guten Tag,

wenn einem Zahn sein Antagonist fehlt, so ist dies grundsätzlich eine Indikation für eine erforderliche Behandlung, weil ein fehlender Zahn zur Elongation führt.
Wenn ein Kassenpatient also weder ein Implantat, noch eine Äquilibrierungsschiene, noch jegliche Beratung seit mehr als einem Jahrzehnt durch seine Zahnärztin erhalten hat, so sollte er darüber nachdenken, ob er bei einer solchen Zahnärztin in guten Händen ist oder ob ein Wechsel der Praxis erforderlich ist.



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