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Thema:
Loch im Kiefer nach ausgefallenem Zahn
Anzahl der Beiträge: 8

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erstellt: 02.03.2020 - 12:51

Fanny aus Bremen

Ich habe folgende Frage:

Mir ist vor einigen Monaten völllig schmerzlos ein noch halb im Kiefer liegender Weisheitszahn kaputt gegangen. Da war auf einmal ein Riesenloch von unten her drin. Mein Zahnarzt sagte, er kann den nicht ziehen, weil er längst tot ist und zerbröselt, und dann auch noch besonders tief im Kiefer ist. Ich war in der Zahnklinik und die wollten auch nicht ran unter diesen Umständen, zumal ich Diabetes habe, MS habe und eine schwere Erkrankung an der Halswirbelsäule. Dieser Zahn werde schlicht von selber ausfallen bald, und in Abwägung meiner hohen Risiken wolle man lieber die Wurzeln nicht rausholen.

Mittlerweile ist der Zahn weitgehend weg, es steht nur noch eine Seite. Aber ich fühle jetzt mit der Zunge, dass da ein gewaltiges Loch im Kiefer ist. Ist für mich auch logisch, der war ja nur halb draußen gewesen. Normalerweise soll so ein Loch nach dem Zahnziehen heilen durch das Blut, das neues Gewebe macht, las ich. Aber bei mir hat ja gar nichts geblutet. Und nun? Ist das okay, einfach so ein Loch da zu lassen? Schmerzen hatte ich niemals, das ist so verrückt, ich kapiers auch nicht. Ich muss jetzt nur aufpassen, mit der Zahnbürste nicht in das Loch zu kommen, das tut schon etwas weh. Mein Zahnarzt weiß auch nicht so recht, ob das jetzt okay ist.

Daher wäre ich dankbar über eine zweite Meinung dazu. Kann man das jetzt so lassen? Vielen Dank!



erstellt: 03.03.2020 - 09:07

Fanny aus Bremen

Sehr geehrter Herr Dr. Littinski,

Ich möchte da doch meinen Zahnarzt in Schutz nehmen, ich meine, einen ganz hervoragenden zu haben!

 Seit 8 Jahren bin ich dort, gehe jährlich zur Kontrolle, er hat auch einmal ein Röntgenbild vom Kiefer gemacht, um zu gucken, ob unter den Zähnen alles okay ist. Diesen halb gekommenen Weisheitszahn hätte man rausholen sollen, als ich jung war, sagte er mir damals schon. Hat mir aber keiner angeboten, und nun bin ich Ende 50.

Das Verrückte ist einfach, dass ich nie Schmerzen hatte, nie eine dicke Backe. Mein ZA sagte aber, das gibt es in seltenen Fällen, dass Zähne einfach friedlich totgehen. Das Problem ist nun eben mein Gesamtzustand. Die Zahnklinik sagte mir offen, sie hätten schlicht kein Pflegepersonal, um Behinderte aufzunehmen, ich habe Pflegegrad 4 aufgrund der MS ( übrigens nicht meine erste solche Erfahrung,) Außerdem hatte ich vor 3 Jahren nach einer kleineren OP eine Wundinfektion, und lag 9 Wochen stationär. Bei mir heilt nichts.

Das sind die hässlichen Grundbedingungen bei mir. Mein ZA hat mir sehr wohl erklärt, dass es gegen jeden Standard ist, gar nichts zu tun. Aber was ist meine Alternative? Am Ende haben wir  überlegt, welche Gefahren mir drohen, wenn man einfach dies Loch im KIefer lässt, wie es ist und die Wurzeln drin. Und da meinten alle, auch die Zahn-Klinik, ganz so gefährlich sei es nun auch wieder nicht, Wurzeln drin zu lassen. Bei Leuten, die nie zum Zahnarzt gehen, oder auch früher sei das der Regelfall gewesen. Einen Gegenzahn, der Schaden nehmen könnte, gibt es nicht. Und das Loch werde schon noch etwas kleiner. Damit sitze ich nun hier und bin immer noch unsicher. Doch eine OP wagen, da müsste ja wohl der Kiefer aufgemacht werden? Und wenns dann nicht heilt, bin ich schlimmer dran als vorher? Oder droht mir jetzt doch auch jederzeit eine schwere Infektion im KIefer?

Ich bin selber ehemalige Krankenschwester und neige so aus allgemeinen Erfahrungen dazu, im Zweifel lieber still zu halten. Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir auch eine ganz kurze EInschätzung der Risiken geben könnten. VIelen Dank!


Ich habe hier nicht ihren ZA einzuschätzen, sondern ihre Situation und den gegenwärtigen Zustand, den sie schildern. Ich bleibe dabei: der Restzahn muss raus. Deshalb ist ihre Schilderung so grotesk. Dieses Gebilde wird nicht kompostiert, sondern von Bakterien zersetzt, die noch eine Anzahl anderer im Gepäck haben. Auch vor dem Hintergrund ihres eingeschränkten Gesundheitszustand ist ein solcher Entzündungsherd kreuzgefährlich. Schlimmstenfalls droht ein Abszess mit Absenkung in den Brustraum (Phlegmone).

Was ihre MS anbetrifft empfehle ich ihnen das Wissen von Prof Spitz in Zusammenhang mit nahrungsergänzung, hier speziell u. a. Vit D und Omega3 auf YouTube und buch.

Grüße aus Magdeburg

Dr. Rainer Littinski


erstellt: 05.03.2020 - 10:17

Fannys Schwester aus Hamburg

Sehr geehrter Herr Dr. Littinksi!

Meine Schwester hatte ihnen ja geschrieben, dass sie ehemalige Krankenschwester ist, und dass sie sehr schwer krank ist. Als sie das gelesen hat von der Phlegmone im Brustraum, ist sie einfach zusammengeklappt. Natürlich wusste sie, was es heisst, eine Phlegmone zu haben, und dann noch im Brustkorb, das sei dann wohl ihr Todesurteil. Zumal eben bei ihr nicht so simpel operiert werden kann.

Ich bin noch am Abend rübergefahren und der Hausarzt hat ihr ein Beruhigungsmittel gespritzt. Morgens sind wir dann zu ihrem Zahnarzt gefahren. Der hat einiges erklärt, was er vorher im Hinblick auf ihren Allgemeinzustand und die Angststörung (vermutlich aufgrund der MS und der hirnorganischen Schädigungen) verschwiegen hatte. Er nimmt an, dass da sehr wohl eine vermutlich sogar jahrelange Entzündung unter dem Zahn abgelaufen ist. Diese Lage am Rand des Kiefers ohne Platz, und darum nur halb draußen, sei bekannt dafür. Darum mache man solche Zähne heute möglichst früh raus, und nicht erst, wenn der Patient alt und schwach ist. Meine Schwester hat neben ihren Erkrankungen auch zwei HWS-OP hinter sich mit Versteifung. Der Zahnarzt nimmt an, sie hat wegen der vielen Schmerzmittel und anderen Probleme einfach das Geschehen im Kiefer nicht mitgekriegt. Er meint daher, richtig gefährlich dürfte es vorher gewesen sein, als der Zahn noch da war. Jetzt wo er weg ist, hat der Dreck zumindest bessere Abflusswege. Aber weil er weiß, was es sie kostet, trotz ihres Zustandes regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen ( er sagte uns, sie sei derzeit die einzige schwerst behinderte Patientin der Praxis, die meisten gehen einfach gar nicht hin), wollte er sie schonen und hat ihr nicht hinterher gesagt, dass da im Kiefer sonstwas hätte passieren können mit einer unbehandelten Entzündung. 

Okay, er hat nochmal gemeint, der jetzige Zustand sei sicher nicht gefährlicher als die Gefahren bei toten Zähnen oder wurzelbehandelten. Da wisse nämlich auch keiner, was drunter vor sich geht. Etwa die Hälfte der älteren Menschen habe solche Zähne. Und wenn er Implantate einsetzen will, findet er ganz oft uralte Zahnwurzeln, die er erst noch entfernen muss. Und 20% der Bevölkerung gehen nie zum Zahnarzt und ziehen es vor, die Zähne verfallen zu lassen. Die sterben nicht alle an Phlegmonen. Was weiß ich, ob das stimmt? Er hat dann das Röntgenbild an die Polyklinik der Uni geschickt mit Bitte um Beurteilung. Vorhin kam der Anruf, meine Schwester bekommt einen Ambulanztermin in gut drei Monaten. Dann könne man zusammen überlegen, ob und wie man diese Wurzeln rausbringt. Einen Notfall sehen die auch nicht. Ihr Zahnarzt betonte auch nochmal, angesichts einer im Zahn und Kiefer abgelaufenen Entzündung ohne dicke Backe und ohne Befunde an den Wurzelspitzen, gibt es heute auch schulmedizinische Zahnärzte, die eine grundsätzliche Entfernung bei Höchstrisikopatienten in Frage stellen. Dazu würde uns die sicherlich die Uniklinik eine Einschätzung geben.

Wir wissen Ihr Engagement in einem Patientenforum ausdrücklich zu schätzen. Meine Schwester ist jetzt auch wieder stabiler. Aber vielleicht ist das doch ein Anstoß, auch an Angstpatienten zu denken bei den Antworten, nicht jeder verkraftet jede Antwort. Der Zahnarzt meiner Schwester hat mir gesagt, er findet sie eine Heldin, wie sie verantwortungsvoll mit einem Körper umgeht, der ihr das Leben so schwer macht. Und er weiß auch, dass sie mit ihrer Panik und den jahrzehntelangen Schmerzen enge Grenzen hat, die er einhalten muss. Also nix für ungut, aber ich wollte das hier doch loswerden.


Sehr geehrte Schwester Fannys,

für derartige Dialoge ist dieses Forum nicht gemacht. Ihre Beurteilung meiner Person ist naturgemäß lückenhaft, da sie mich nicht kennen. Hier in diesem Portal wird im besten Fall auf eine Anfrage der richtige fachliche Rat erteilt. Nichts anderes habe ich getan. Sie müßten schon sachlich begründen, warum ich das nicht hätte tun dürfen. Ihre Schwester hat sicher ein schweres Schicksal zu tragen und ist auch bestimmt sehr tapfer. Ist das aber ein Grund, ihr mögliche Komplikationen zu verschweigen. Der Gesundheits - oder Krankheitszustand ihrer Schwester war nach deren Schilderung in diesem Forum eher ein hintergründiges Alibi. Der Hauszahnarzt begründete sein Verhalten in erster Linie mit "tot, zerbröselt und zu tief im Kiefer". Das ist keine zahnmedizinische Begründung, sondern das Eingeständnis des eigenen Unvermögens, diesen Restzahn zu entfernen. Die Zahnklinik hat zu wenig Personal und verweist in diesem Zusammenhang auf die Grunderkrankungen ihrer Schwester. Das halte ich für unethisch. Hier noch einmal die Worte ihrer Schwester, mit denen sie um Rat bat: "Daher wäre ich dankbar über eine zweite Meinung dazu. Kann man das jetzt so lassen? Vielen Dank!" Diese meine Meinung habe ich auf Grundlage der Zahnheilkunde mitgeteilt.

Sie wissen wohl auch, dass ich von der Möglichkeit sehr unangenehmer Folgen gesprochen habe. Lassen sie sich einfach von dem Hauszahnarzt schriftlich gestätigen, dass diese nicht eintreten können.

Über jede Art der Behandlung entscheidet der Patient, oder die Patientin.

Alles Gute für sie und ihre Schwester

Dr. Rainer Littinski, Magdeburg

P.s.: für mich ist diese Unterhaltung damit beendet.

 

 


erstellt: 06.03.2020 - 07:24

Fannys Schwester aus Hamburg

Sehr geehrter Herr Dr. Littinksi,

Ich weiß, Sie haben die Unterhaltung beendet, und das verstehe ich auch. Als Ergotherapeutin, die ganz viel mit alten und kranken Leuten zu tun hat, möchte ich trotzdem Zahnärzte bitten,( und stellvertretend jetzt Sie, der hier leider schuldlos was abgekriegt hat), Lebenswirklichkeiten auch zum Thema zu machen. Seien es nun Krankheiten, Behinderungen, aber auch hohes Alter, Armut, Flüchtlinge. Ich erlebe, wie groß die Verunsicherung ist, wenn man, warum auch immer, als Zahnpatient nicht die Therapien machen kann, die im Lehrbuch empfohlen werden. Ich habe Patienten, die einfach gar keinen Zahnarzt finden, z. B. wegen E-Rolli oder weil sie Spastiken haben, die Behandlungen schier unmöglich machen. Oder Rentner oder Arbeitslose, die keinen Behandler mehr  finden, der ohne Zuzahlungen arbeitet oder keine Implantate machen will. Und ich bin ab und an auf Lesbos in der Flüchtlingsunterkunft und erlebe dort die zahnärztliche Versorgung oder vielmehr in der Regel, dass es gar keine gibt.

Also ich höre ganz oft solche Fragen wie, was passiert, wenn ich nichts für meine Zähne tue, weil ich nicht kann? Natürlich können Sie hier nicht Risiko- Prozentzahlen anbieten, aber da sind viele  verzweifelte Menschen, die nach gehbaren Wegen suchen. Das erlebe ich oft. Und Infos darüber, abseits der Leitlinien, sind kaum zu bekommen....Alles Gute Ihnen!

 

 


erstellt: 07.03.2020 - 09:50

Sandy aus ...

Hallo,

Also bei mir hat der Zahnarzt mich auch gleich weggeschickt. Ich hatte auch unten einen Weisheitszahn, der im Kiefer stecken geblieben ist. Der war dann ständig entzündet und hatte Schmerzen darin. Mein Doc hat gesagt, das ist eine echt schwere OP. Im Krankenhaus haben mir die Spezialisten gesagt, sie können den Zahn rausmachen, aber die Wurzeln nicht. Weil die um den Nerv gewachsen sind. Sie sagten, ich muss entscheiden, ob ich das Risiko aushalte, dass sich das später entzünden kann oder ob sie trotzdem alles wegoperieren, ich hab dann aber keinen Geschmack mehr im Mund wahrscheinlich. He, ich war 21. Die Ärzte haben mir sogar geraten, sie würden das auch nicht machen, nie wieder schön essen zu können. Habe ich dann unterschrieben. Ist 3 Jahre her, bisher hatte ich keinen Ärger. Ich weiss nicht, ob das alles korrekt war, aber es ist schwer, solche Zähne zu operieren, und man hat mir gesagt, es gibt einige Patienten, wo die Wurzeln nicht rausgemacht werden können. Toll find ich das auch nicht, aber ich hab doch keine Wahl. Find das etwas sehr angstmachend ehrlich gesagt, was hier steht.



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