Patientenforum

Forum: Zahnersatz

Durch Zahnerkrankungen oder Unfällen können Zähne verloren gehen. Wir geben Hinweise und Entscheidungshilfen zur richtigen Wahl der Zahnversorgung.

Thema:
Teleskopprothesen - Haltezähne abgebrochen
Anzahl der Beiträge: 3


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Bisherige Beiträge

erstellt: 13.04.2021 - 10:57

Christa aus Bayern

Hallo zusammen,

vielleicht kann mir hier jemand helfen. Ich habe seit 4 Jahren oben und unten Teleskopprothesen. Die 4 Eckzähne wurden erhalten plus noch ein guter Zahn im Oberkiefer rechts (neben dem Eckzahn(. Erst war die Prothese zu fest und ich musste öfters zum Zahnarzt zum lockern, habe sie manchmal oben gar nicht mehr rausgebracht. Dann sind nach und nach in den ersten beiden Jahren alle 4 Eckzähne abgebrochen was schon sehr ungewöhnlich war. Mein Zahnarzt hatte das auch noch nie erlebt. Er hat sie gerettet indem er einen Titanstift eingebaut hat. Die Wurzeln waren noch i.O. Ich hatte aber öfters mal Zahnfleischentzündungen, also nie Ruhe und ich dachte es wird jetzt alles gut.
Vor 2 Monaten war der 5. Haltezahn entzündet und wackelig. Ich bin dann am Wochenende in eine Notfallpraxis und er wurde gezogen. Gleichzeitig wollte ich mir eine 2. Meinung einholen zu meinen Problemen. Bevor ich da einen Termin gemacht habe, ist mir letzte Woche wieder ein Eckzahn, oben links, abgebrochen, also der Titanstift abgesäbelt wie geschnitten. Ich war sowas von traurig und bin dann in die neue Praxis. Der Zahnarzt hat dann den Titanstift mit viel Mühe erstmal aus dem Zahn gebohrt. Er meinte den Zahn könnte man retten mit Wurzelbehandlung und neuen Stift, diesmal Glasfaser. Zusatzkosten für mich 330 Euro. Den 1. Termin habe ich am 20.4. und bin jetzt verunsichert, ob ich diesen Weg gehen soll. Der Zahn hatte nicht weh getan. Ist dann jetzt eine aufwändige (mikroskopische) Wurzelbehandlung überhaupt nötig? Auf dem Röntgenbild war eine minimale Entzündung unten an der Wurzel zu erkennen. Wie lange kann der Stift halten? Woran kann das überhaupt liegen, dass alle 4 Haltzähne abgebrochen sind? Ich dachte vielleicht Materialproblem oder Kleber?
Niemand, den ich kenne mit Prothesen hatte jemals solche Probleme. Vielleicht hat hier jemand eine Idee?

Leider bin ich viel zu spät dran um einen Gutachter/med. Dienst einzuschalten. Nach Rücksprache mit meiner Krankenkasse geht das jetzt nicht mehr nach 4 Jahren. 

Viele Grüße,
Christa


erstellt: 14.04.2021 - 13:12

unbekannter Autor aus ...

Verehrte Frau Christa,

ohne Unterlagen röntgenologisch,  Untersuchung von Kaumuskulatur und Einsicht in die Krankenkarte kann man nur spekuieren. Ihre Geschichte erzeugt starkes Mitgefühl, ist aber nicht so selten. Die meisten Zähne, die ich in den letzten 42 Jahren entfernen musste, waren mit Teleskopen versehene Kronen, verzögert dann auch die Wurzeln. Aus leidvoller Erfahrung mit Überlastung von solchen Teleskopen durch Pressen, Knirschen und Überlastung wegen unzureichender Abstützung und Verankerung (be)rate ich die/den Patienten schon frühzeitig zu Implantaten. Implantate stabilisieren die Kraftverteilung in den Kiefern und entlasten dadurch die mit Teleskopen versehenen (Rest-) Zähne.

Auch das Verkanten und Verklemmen des Zahnersatzes an den Teleskopen ist typisch für diese  Art der Versorgung und oft nur schwer in Griff zu bekommen. Als der Zahnersatz noch mit hochgoldhaltigen Legierungen und unter Verwendung von im Mund einzuklebenden Ausgleichskäppchen (Galvanokäppchen) gefertigt wurden, waren die Anpassungsprobleme deutlich geringer , aber die Kosten deutlich höher.  Leider wurde dieser nahezu perfekte Zahnersatz durch "geiz ist geil" und immer billiger-Mentalität in den Medien diskreditiert.

Jetzt behilft man sich mit Implantaten und der Gesamtpreis steigt wieder deutlich an.

Ein leidvolles Thema ist das Absterben von notwendigerweise stark beschliffenen Teleskopzähnen, oft mit späteren Entzündungen an den Wurzelspitzen dieser Zähne.

Trotz Zusatzausbildung in Wurzelbehandlungen werde ich immer vorsichtiger, was das Belassen von toten Zähnen im Mund betrifft. Meist ist die Entfernung sogenannter beherdeter Zähne die bessere Lösung.

In Ihrem Fall gibt es aus meiner Sicht die Empfehlung generell:

1. Wiederherstellen der Stabilität und Funktion durch Ergänzung mittels Implantaten.

2. Sitzt die Prothese dann wieder stabiler, sollten die toten Zähne sukzessive entfernt und durch Implante ergänzt werden.

Der ganze Prozess kann in Stufen , bisweilen über Jahre,  in Etappen umgesetzt werden, um der Seele und dem Geldbeutel Erholungsphasen einräumen zu können.

Vieleicht tröstet es Sie, dass Sie nicht allein mit diesen Problemen sind. Wichtig ist für Sie jetzt eine Strategie, dass Sie im hohen Alter noch kraftvoll zubeissen können. Denn dann ist die Zeit, wo Sie dies am meisten brauchen. Also investieren Sie in ihre Zukunft. . Zähne haben Sie 24 Stunden bei sich und sie sollen noch zig Tonnen genussvoll zerkauen können.

Viel Mut und Erfolg und vor  allem  Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der deutschen Zahnheilkunde wünscht Ihnen

Dirlewanger

 


erstellt: 14.04.2021 - 17:30

Christa aus Bayern

Vielen herzlichen Dank; Herr Dirlewanger, für die kompetente Auskunft! Mein bisheriger Zahnarzt, bei dem ich 12 Jahre lang regelmäßig war, hatte mir von Implantaten abgeraten. Er meinte bei Knochenschwund/Paradonthose halten auch diese nicht lange. Gestern habe ich bei meiner KK den Teledoktor angerufen. Ein  Zahnarzt hat zurückgerufen und mir jetzt von einer aufwändigen  Wurzelbehandlung abgeraten, da der Restzahn ja noch fest sitzt und auch keine Schmerzen verursacht hatte. Er meinte ich soll mir einen erfahrenen ZA suchen, der noch einen gegossenen Stiftaufbau macht, da der besser halten würde. Vom Glasfaserstift hat er mir abgeraten. Ich bin jetzt gerade auf der Suche (auf Empfehlungen) und werde diesen Termin für die Wurzelbehandlung erstmal stornieren. Er meinte, das sieht schon sehr nach Geldmacherei aus. Supermoderne, neue, große Praxis. 

Mein Ziel ist es jetzt erstmal diesen einen Haltezahn zu retten, da ja das Teleskop oben momentan nur an einem Eckzahn hängt. Dann werde ich weitersehen und hoffe, dass ich einen ZA finde, der mich gut beraten kann. 

Auch habe ich mir gestern alle Unterlagen besorgt inkl. aller Röntenaufnahmen auf CD. 10 Seiten, aber ich verstehe leider nicht viel. Sind ja nur die Geb.Ziffern und Kurztexte dabei. Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass früher mit Gold alles besser gehalten hat. Ich hatte noch zwei 3er- Brücken drin mit Gold, jahrzehntelang, die keine Probleme gemacht hatten. Bei zwei späteren Brücken mit Metalllegierungen sind mir die Zähne darunter zerbröselt innerhalb weniger Jahre.. Wurde ja alles rausgerissen inkl. noch intakter Zähne, die aber gewackelt hatten. Insgesamt wurden 11 Zähne gezogen. Das war ein schwerer Schritt für mich....

Beste Grüße,

Christa

 

 



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