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Forum: Parodontologie

Parodontitis ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Erwachsenen in Deutschland und kann zu Zahnverlust führen. Fragen Sie uns. Sie erhalten professionelle Antworten.

Thema:
Zahnfleisch-Rückgewinnung und Zahnfleisch-Laserbehandlung
Anzahl der Beiträge: 6


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Bisherige Beiträge

erstellt: 25.01.2010 - 16:36

Frau Semden aus

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte Sie dreierlei Dinge fragen:

Können Sie mir bitte ALLE Methoden nennen, mit denen man freiliegende schmerzempfindliche Zahnhälse/Wurzeln wieder schmerzfrei bekommen kann?

Was halten Sie davon, bei Parodontitis erkranktes Gewebe nur ganz grazil mit dem Laser auszudünnen, statt es wegzuschneiden?

Ich würde mich auch freuen, wenn mir ALLE (finanziell ist bei mir keine Einschränkung vorhanden) derzeitig verfügbaren Methoden genannt werden, mit denen man bei Zahnfleischschwund wieder Zahnfleisch zurückgewinnen kann, und wie die Erfolgsaussichten bei den einzelnen Methoden sind.

Mit freundlichen Grüßen

Frau Semden

Hallo Frau Semden,

mögliche Methoden, empfindliche Zahnhälse schmerzfrei zu bekommen sind:

1. Nutzung einer Zahnpasta gegen empfindliche Zahnhälse - die "versiegelt" die freiliegenden Nervkanälchen
2. Bei sehr tiefen Auswaschungen eine Auffüllung mit Zahnhalsfüllungen und damit Abdeckung des Zahnhalses
3. Überkronung und damit Abdeckung des Zahnhalses (sehr invasiv!)
4. Devitalisierung (Abtötung des Zahnnerven) - sehr invasiv!
5. Abdeckung mit Zahnfleisch

Zu Ihrer zweiten Frage - immer vorausgesetzt, dass es sich um einen NICHT entzündlichen Rückgang des Zahnfleisches handelt!! Sollte der Zahnfleischrückgang durch Parodontitis bedingt sein und mit einem Knochenschwund einhergehen, sind die Erfolgschancen sehr gering. Ansonsten (wenn noch kein Knochenschwund vorliegt) bis zu 75-100% Erfolgsquote.

1. Abdeckung mit einem freien Schleimhauttransplantat vom Gaumen und Deckung mit einem Verschiebelappen (einfach gesagt: man entnimmt ein Stück Gewebe vom Gaumen und packt das auf den freiliegenden Zahnhals. Dann zieht man das vorhandene Gewebe über das freiliegende, transplantierte Stück und vernäht alles miteinander)
2. Nutzung einer sog. Matrix - also einer Membran von einem fremden Individuum, (welches durch einen komplexen Prozeß frei von jeglichen Schadstoffen ist) und Abdeckung wie oben
Tipp: Suchen Sie einen parodontologisch versierten Kollegen (Master, Spezialist Parodontologie, Fachzahnarzt) für diese Art der Behandlung auf!

Viel Erfolg
Dr. J. Scholz M.Sc. Parodontologie

Hallo Frau Semden,

Kollege Scholz hat Ihnen ausführlich die richtigen Antworten bereits geschrieben, nun zum 2.Teil Ihrer Frage, der Laserbehandlung:

In Ihrem Fall kann der Laser kaum allein die Behandlung bewerkstelligen. Ganz toll sind Laser, wenn es um die Keimbeseitigung geht!

Stellen Sie sich Folgendes vor:
Unten in der Zahnfleischtasche, wo eigentlich kein Mensch hinsehen kann, da leben Bakterien und fühlen sich sehr wohl.
Das Besondere an diesen Bakterien ist ist deren Farbe: schwarz!

Wenn nun das Laserlicht dorthin kommt, dann reagiert es auf die weiße Zahnsubstanz neutral, da passiert eben gar nichts!

Trifft es allerdings auf ein Bakterium, also auf Schwarz, explodiert dieses Teil regelrecht!

Entscheidend jedoch ist, dass Ihre Behandlung mit eben dieser Wellenlänge, die sich für Farbpigmente interessiert, ausgeführt wird. Laser ist hier nicht gleich Laser.

Überempfindliche Zahnhälse können ebenfalls erfolgreich mittels Laser behandelt werden.

Bitte konsultieren Sie in diesem Fall einen Laserspezialisten.

Viel Erfolg bei Ihrer Behandlung wünscht Ihnen

Dr. Michael Svoboda M.Sc. Laserzahnmedizin

Sehr geehrte Frau Semden,

ich kann mich nur voll und ganz der Antwort von Dr. Scholz anschliessen!

Ergänzend darf ich hier noch Ihre Frage (Was halten Sie davon, bei Parodontitis erkranktes Gewebe nur ganz grazil mit dem Laser auszudünnen, statt es wegzuschneiden?) beantworten:

Es gibt keine deutsche Universität, die z.Z. lehrt, das man in der Parodontitistherapie Laser anwenden solle! Ebenso wird dieses aus guten Gründen auch nicht in der Parodontologenausbildung (Fachärzte, Spezialisten u. Master der DGP, Deutschen Gesellschaft für Parodontologie)den Studierenden vermittelt, wobei schon durchaus auch das Pro und Kontra diskutiert wird. Die aktuellste wissenschaftlich "etwas taugende" Studie zu Lasern in der Parodontitistherapie deckt sich mit den Erkenntnissen der letzten Jahrestagung der europäischen Fachgesellschaften in Stockholm:
Sogenannte "Er:Yag Laser" haben zwar einen gesichert nachweisbaren Effekt,...bieten jedoch keinen Vorteil zu den bisherigen Verfahren der Parodontologiespezialisten!
Aber einen entscheidenden Nachteil: Sie als Patient dürfen diese Laser"therapie" selbst zahlen.
Ob man das Gewebe "grazil mit Laser auszudünnt" (heißt "wegbrennen!"), u. ob das gegenüber eine "wegschneidende" Operation von Vorteil ist, ist wissenschaftlich noch nicht untersucht. Jedoch wird bei einer fachgerecht durchgeführten Operation das Zahnfleisch zumindest einmal kurz von der Zahnwurzel weggeschoben werden müssen, um die Zahnwurzeln unter Sichtkontakt mit Lupenbrille von entzündungerzeugendem Biofilm, Parodontitisbakterien und deren Toxinen und Zahnstein zu reinigen, sonst kommen die Entzündungen dort wieder!
Und soetwas macht man, wenn überhaupt, nur bei tiefen Zahnfleischtaschen im "Backenzahnbereich".
Ich möchte Ihnen wie auch Dr. Scholz hier nur den guten Rat geben: Gehen Sie zu einem "Spezialisten der DGP" oder "Master of Science der DGP" u. holen Sie sich eine Zweitmeinung ein.

Lassen Sie sich nicht für Ihr gutes Geld zum Versuchskaninchen von Nichtparodontologen machen! Es gibt moderne und wissenschaftlich nachgewiesene sehr gut funktionierende Parondontitistherapiekonzepte, die sicherlich auch Ihnen helfen könnten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Therapie!

Dr. Uwe Swaneburg, M.Sc.(Master of Science in Periodontology)

Sehr geehrte Frau Semden,

Sie sollten sich keinesfalls von unterschiedlichen Meinungen der Zahnärzte verunsichern lassen, was Ihnen bei den Ausführungen von Herrn Kollegen Swaneburg sicher nicht leicht fällt.

Verbrennungen des Gewebes können nach Laserbehandlung nur bei falscher Handhabung und der Wahl einer nicht geeigneten Wellenlänge entstehen. Auch deshalb kann ich die Ausführungen vom Kollegen Swaneburg nicht unbeantwortet lassen.

Es gibt weltweit unzählige Studien, welche die positive Wirkung der Laserbehandlung im Rahmen einer Parodontitis belegen. Die Unversität (RWTH) in Aachen, Leiter Prof. Gutknecht, sowie das Team um Prof. Becker und priv.Doz. Dr. Schwarz an der Universtät in Düsseldorf, lehren die Laserbehandlung im Rahmen einer Parodontitis- und Periimplantitisbehandlung.

Herr Kollege Swaneburg, wie viele Behandlungen im Rahmen einer Parodontitis haben Sie bereits mittels Laser durchgeführt ? Worauf stützen Sie Ihr Vorurteil: diese Methode sei nicht wissenschaftlich erprobt?

Ihre Antwort erinnert mich an einige Patienten, die mit dem Wunsch nach einer Implantation zu uns in die Praxis kamen. Mehrere Vorbehandler meinten, eine Implantation sei in ihrem Fall auf Grund von zu wenig Knochenangebot nicht möglich. Nach genauem Hinsehen stellten wir fest, dass diese Zahnärzte keinerlei Erfahrungen im Bereich der Impantologie hatten. Diesen Patienten konnten wir problemlos Implantate inserieren.

Herr Kollege, wenn Sie ausreichend Erfahrungen mit der Laserbehandlung haben, nehme ich Ihre Anmerkungen sehr ernst, ansonsten nützen private Meinungen den Patienten sehr wenig und sind zu ignorieren.

Sehr geehrte Frau Semden, suchen Sie sich einen Zahnarzt, der sowohl in der klassischen Parodontologie, als auch in der Laserbehandlung der Parodontitis versiert ist.

Viel Erfolg bei Ihrer Behandlung wünscht Ihnen

Dr.Michael Svoboda M.Sc. Laserzahnmedizin (DGL) M.Sc. Implantologie (DGI)

Liebe Frau Semden,
sie haben nun viele wissenschaftlich fundierte Antworten bekommen und müssen entscheiden, wie Sie vorgehen möchten. Aus denen von ihnen gestellten Fragen, läßt sich leider nicht eindeutig erkennen, wo Ihre Problematik liegt. Wenden Sie sich bitte an einen fortgebildeten Kollegen, der Sie nach eingehender Untersuchung gezielt beraten kann. Von einem "Ausdünnen des Zahnfleisches" durch Laser möchte ich Ihnen abraten. Eine Desensibilisierung freiliegender Zahnoberflächen mittels Laser, kann durchaus erfolgversprechend sein.
Viele Grüße und gute Besserung aus Hamburg,
Dr. Silke Bonowski, M.Sc.


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