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Forum: Parodontologie

Parodontitis ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Erwachsenen in Deutschland und kann zu Zahnverlust führen. Fragen Sie uns. Sie erhalten professionelle Antworten.

Thema:
Ist eine antibiotische Behandlung bei PA unbedingt notwendig.
Anzahl der Beiträge: 6


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Bisherige Beiträge

erstellt: 19.11.2010 - 08:31

unbekannter Autor aus Nordbayern

Hallo,

bei meiner Frau wurden nach einer akuten Entzündung des Zahnfleisches sehr aggressive Bakterien festgestellt. Da man sich damit offensichtlich "anstecken" kann, wurde auch mir ein Bakterientest sowie eine Parodontosebehandlung mit Antibiose empfohlen. Der Test ergab auch, dass erhöhte Werte vorlagen (PG (stark), Tf (stark), Td (erhöht), Cr (stark)). Es erfolgte eine PZR und nun beginnt die mechanische Behandlung. Ich hatte vorher keine bzw. kaum Symptome, welche auf eine deutliche PA hingewiesen hätten. Ist das Antibiotikum (Metronidazol) nun wirklich erforderlich und "bewahrt" mich nur das künftig vor einer schweren PA?


Hallo,
Antibiose (Winkelhoff-Coktail) macht erst ab 5 bis 6mm Taschentiefen Sinn. Bei geringeren Sondierungstiefen ist Antibiose nicht dringend erforderlich. Die genannten Keime sind nicht unbedingt pathogen, der "Leitkeim" Actinomyces Actinomycetem ist offenbar nicht gefunden worden...Ich habe mich vorhin zufällig mit Prof. Dr. Schlagenhauf / Würzburg über genau dieses Thema unterhalten.
Gruss aus Bad Mergentheim,
Dr. Spaeth

Hallo,

die Notwendigkeit der Gabe eines Antibiotikums (wie in diesem Fall Metronidazol) richtet sich nicht allein nach dem Vorhandensein der Bakterien, sondern auch nach Tiefe der vorhandenen Zahnfleischtaschen bzw. des Knochenabbaus (viele Taschen mit mehr als 6 mm bzw ein Knochenabbau von > 50% sprechen für eine schwere Erkrankung) und vor allen Dingen nach dem Verlauf der Erkrankung: Nehmen die Taschen trotz Reinigung und lokaler Maßnahmen weiter zu? In einem solchen Fall ist ein Antibiotika als unterstützende Maßnahme sinnvoll. Auf die subjektiven Symptome kann man sich bei einer Zahnfleischerkrankung nicht verlassen. Sie wird vom Patieten oft nicht erkannt, weil sie schmerzfrei verläuft und erst im späten Stadium zu Zahnlockerungen führt.

Dr. Bernd Quantius M.Sc.

Sehr geehrter Patient,
es ist richtig, dass Sie sich von Ihrer Frau anstecken können. Parodontitis verläuft manchmal für den Patienten relativ symptomlos! Eine Behandlung allein auf den Bakterientest zu stützen, ist nicht sinnvoll - wie auch schon die Kollegen geschrieben haben! Wichtig ist die mechanische Therapie der Taschen - evtl. auch mit einer kombinierten Antibiotikatherapie im Anschluß an die Behandlung (es ginge auch erst einmal ohne Antibiotika-Therapie). Wenn die Taschen besonders tief sind und die mechanische Behandlung nicht gut anschlägt, könnte eine Antibiotikatherapie sinnvoll sein. Eine "Bewahrung" vor einer schweren Parodontitis kann Ihnen sicherlich niemand versprechen. Lassen Sie die Parodontitisbehandlung durchführen und nehmen Sie vor allem an einem professionellen Nachsorgeprogramm teil. Dieses gibt Ihnen am ehesten die Sicherheit, dass keine schwere Parodontitis entstehen wird.
Guten Erfolg wünscht Ihnen aus Celle

Dr. J. Scholz, M.Sc. Parodontologie

Schönen guten Morgen nach Nordbayern,

ich möchte Ihnen davon abraten, ein Antibiotikum zu nehmen, nur weil bei Ihrer Frau Parodontosebakterien gefunden wurden und die Parodontose Ihrer Frau zusätzlich antibiotisch behandelt wird.
Antibiotika sollten, wie meine Kollegen dies bereits erwähnt haben, nur verabreicht werden, wenn das klinische Bild dies erforderlich macht. Da sich Bakterien auf den Zahnoberflächen in einem sogenannten Biofilm einkapseln, ist eine antibiotische Gabe ohne gleichzeitige mechanische Reinigung der Zahntaschen und der Wurzeloberflächen unsinnig.
Sicherlich stimmt es, dass in manchen Fällen die gefundenen Bakterien ansteckend sein können. Die Bakterien können jedoch nur dann übertragen werden, wenn der Partner gewisse Voraussetzungen für das Wachstum der Bakterien erfüllt.
Parodontose ist eine Erkrankung, die nur dann auftritt, wenn viele verschiedenen Auslöser zusammen kommen.
Bakterien wachsen beispeilsweise bevorzugt in einem sauren Milieu. Übersäuerung wird u.a. verursacht durch Stress, Psyche und oder Fehlernährung. Weitere Ursachen können sein: Störungen der lokalen Abwehrschranke (Antikörperproduktion) - z.B. als Folge von Störungen der intestinalen Flora; schlecht passender Zahnersatz; falsche Putztechnik, erbliche Komponenten und manches mehr.
Ich habe viele Parodontosebehandlungen bei Patienten durchgeführt, deren Partner nicht ansatzweise Parodontose gefährdet sind.
Davon, Parodontose nur mit Antibiotika bekämpfen zu wollen ohne das klinische Bild und den ganzen Menschen zu zu sehen, kann ich nur abraten.
Viele Grüße aus Vaihingen an der Enz,
Dr. Jörn-Oliver Noffke


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