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Forum: Implantologie

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Thema:
Zirkonoxid Implantate
Anzahl der Beiträge: 15


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Bisherige Beiträge

erstellt: 03.07.2009 - 17:52

Laura aus Potsdam

Sehr geehrte Damen und Herren,

seid meiner Kindheit habe ich Probleme mit den Zähnen. Vier Backenzähne mussten mir aufgrund eines zu kleinen Kiefers entfernt werden. Zwei weitere Backenzähne mussten daraufhin freigelegt werden (sie wuchsen nicht von allein raus). Die Weisheitszähne sind auch draußen, aber das war das kleinste Übel. Weiterhin hatte ich mehrere Wurzelentzündungen, die bis auf eine, zu Wurzelsitzenresektionen führten. Leider reagiere ich auf jegliche Entzündung im Mundraum sehr empfindlich, so dass jede Wurzelbehandlung mit hoher Temperatur und starken Schmerzen bis zu mehreren Wochen hinweg verbunden war, bis dann wie gesagt in den meisten Fällen eine Wurzelspitzenresektion folgte. Überkronte Zähne habe ich auch, die sehr empfindlich auf das Metall reagieren (es handelt sich um Keramikkronen mit Metallrand), so dass sich das Zahnfleisch dort chronisch entzündet hat.
Ich bin ziemlich am Verzweifeln, was ich mit meinen Zähnen machen soll. Ich habe sie in der Kindheit nicht sehr gut gepflegt, das aber dann im Erwachsenealter nachgeholt, benutze regelmäßig Zahnseide und auch Mundspülung, wenn die Entzündungen am Zahnfleisch zu stark werden. Dennoch treten aufgrund der alten Schäden aus der Kindheit immer wieder Entzündungen in den Zähnen auf. Vermutlich ist das zum Teil auch erblich bedingt, denn meine Familie mütterlicherseits hat genau dieselben Probleme. Ich bin das allmählich leid und jedes Mal, wenn ich wieder eine solche Entzündung habe, wünsche ich mir, alle Zähne ziehen und stattdessen Implantate einsetzen zu lassen.

Nun habe ich gelesen, dass auch die Schrauben Entzündungen hervorrufen können, was bei jemandem wie mir vermutlich nicht sehr unwahrscheinlich wäre. Gibt es Daten darüber, ob diese Entzündungen nur Schrauben aus Edelmetallen betreffen oder gilt das auch für Zirkonoixdschrauben? Wie ich vor kurzem las, sollen die absolut biokompatibel sein. Für mich wäre das also theoretisch eine sehr gute Lösung.

Würden sie mir zu solch drastischen Schritten raten? Also alle vorhandenen Zähne durch Implantate ersetzen zu lassen? Diese immer wiederkehrenden Entzündungen sind für mich wie die Hölle. Ich möchte das nicht bis an mein Lebensende durchleben.

Ich danke Ihnen für Ihre ehrliche Meinung.
Mit freundlichen Grüßen
Laura

Hallo Laura,
ich versuche mal, Ihnen auf Ihre verschiedenen Fragen eine ehrliche Antwort zu geben:

Zu allererst finde ich es toll, daß Sie für die Pflege Zahnseide und Mundspülung verwenden, dies wünschte ich mir auch bei mehr Patienten.

Auf die Frage, ob ich Ihnen zu einem solchen drastischen Schritt des Erstzes aller Zähne durch Implantate raten würde, kann ich erst mal mit einem klaren Nein antworten. Implantate sind ein hervorragender Ersatz für Zähne, die nicht mehr funktionieren und nicht mehr erhaltungsfähig sind, aber kein besserer Zahn. Es wäre wichtig, erst mal die Probleme der einzelnen Zähne im Detail abzuklären, es könnte sich u.a. um eine Problematik der Wurzelbehandlung handeln, dort gibt es große Unterschiede in der Art und Weise der Durchführung mit entsprechend unterschiedlichen Prognosen für die Zähne, auch bei der Wurzelspitzenresektion findet man große Qualitätsunterschiede, aber auch  der Zahnhalteapparat (Parodont) könnte nicht in Ordnung sein.
Sie sprachenZirkonoxydkeramik in der Implantatform an. Diese Keramik wird auch zur Herstellung von Kronen verwendet. Wenn der Verdacht einer Unverträglichkeit eines Metalles in den Kronen besteht, würde ich vor der Extraktion des Zahnes zuerst dieses abklären, denn durch Entfernen der Metallkronen und Austesten mit metallfreien Provisorien und einer möglichen metallfreien Endversorgung durch Zirkonoxydkronen wäre dieses Problem zu lösen, vorasugesetzt der Zahn ist an der Wurzel und am Zahnhalteapparat gesund und beschwerdefrei.
Sollte eine oder mehrere Zähne nicht erhaltungsfähig sein, besteht neben Titan auch die Möglichkeit, Implantate aus Zirkonoxydkeramik zu setzen. Man hat zwar mit diesen noch keine so lange Erfahrung, tendenziell liegen aber unter Beachtung der Herstellerempfehlungen und des Indikationsbereiches gute Konzepte vor, in denen auch das problematische Beschleifen der einteiligen Keramikimplantate im Mund vermieden werden kann. Inzwischen sind auch die ersten zweiteiligen Keramikimplantatsysteme am Markt.

Sie sehen also, Lösungen sind vorhanden, es sollten vorab Ihre Probleme geanuer festgestellt werden, um die richtige Behandlung durchzuführen. Dies ist leider auf diesem Wege nicht möglich, aber unter Umständen sollten Sie sich eine Zweitmeinung von einem erfahrenen Endodontologen ( Wurzelbehandlung), Parodontologen (Zahnhalteapparat) oder Implantologen einholen, um die wiederkehrenden Entzündungen abzuklären.

Wie bereits gesagt, würde ich, wenn es sich um meine eigene Zähne handelte, nicht leichtfertig und vorschnell Zähne opfern, aber im Falle der Nichterhaltbarkeit zweifelsfrei zum Ersatz mit Implantaten raten. In allen Fällen ist eine professionelle Nachsorge und Kontrolle  neben der häusliche Pflege sehr empfehlenswert.

Ich hoffe, Ihnen ein wenig geholfen zu haben, und wünsche Ihnen  Erfolg bei der weiteren Behandlung.

Viele Grüße

M. Henzler

Sehr geehrte Frau Laura,
Implantate ersetzen fehlende Zähne, und nicht vorhandene Zähne. Suchen Sie einen Zahnarzt auf, der sich im Fach "Parodontologie" auskennt.
Zu Zirkonimplantaten: lassen Sie sich solche einsetzen, wenn Sie als Versuchskaninchen herhalten wollen. Es gibt bis heute keine Langzeituntersuchungen darüber. Die Hersteller dieser Implantate müssen diese nicht nach dem strengen Arzneimittelgestz zulassen (dies beinhaltet viele klinische Studien), sondern nach der sehr laschen "Medizinprodukteverordnung". Ergo: FINGER WEG.
Viel Erfolg aus Neu-Isenburg
Dr. Frank Püllen, MSc

erstellt: 04.07.2009 - 10:27

unbekannter Autor aus

Herzlichen Dank Dr. Henzler und Dr. Püllen für die raschen Antworten.

Es wäre mir eigentlich auch lieber, meine echten Zähne zu behalten. Nur sind die halt sehr empfindlich und mit der Zeit wünscht man sich dann, sie wären alle draußen, weil die Schmerzen sehr stark sind. Ich habe links im Oberkiefer eine etwas größere Lücke, die ich vielleicht mit Implantaten auffüllen möchte.

Mich würden jetzt noch interessieren, ob es möglich ist, im Vorfeld die Verträglichkeit auf z.B. Titanschrauben zu testen? (Und wenn ja, wie würde so ein Test aussehen?)  Ich weiß, dass diese eigentlich gut verträglich sind, aber wie beschrieben bin ich besonders empfindlich im Mundraum und jede kleine Entzündung ist mit viel Schmerz und Temperatur verbunden, so dass ich Angst habe, ich würde zu den wenigen gehören, die das Material nicht vertragen. Und wenn dem so wäre, welche Alternativen blieben dann, wenn das Zirkonoxid wegfiele?

Herzlichen Dank schon mal
Laura

Hallo Laura,
Materialien, auch Implantate können kinesiologisch ausgetestet werden. Dies ist aber keine wissenschaftlich anerkannte Methode. Von der Biokompatibilität wäre das Zirkonimplantat sicher das optimale, die Erfolgsaussichten sind aber nicht so gut wie mit Titanimplantaten. Die Oberflächen sind noch nicht ausgereift und es gibt kaum gesicherte Daten, was wirklich funktioniert. Die Vorausstzungen beim Patienten spielen dabei mit Sicherheit bislang eine große Rolle, und da sind Sie was Sie betrifft ja nicht so optimistisch.
Bevor Sie aber über Implantate und das Implantatmaterial nachdenken, sollten die Ursachen für die vielen Mißerfolge bei den Wurzelbehandlungen ermittelt werden. Die Qualitätsunterschiede bei Wurzelbehandlungen sind enorm. Hier kann Ihnen ein Zahnarzt, der sich auf Wurzelbehnadlungen spezialisiert hat bestimmt weiter helfen.
Auch die Zahnfleischerkrankung sollte unbedingt behandelt werden und das ist auch erfolgreich möglich! Es muss nicht unbedingt an Ihnen liegen. Kronen, egal aus welchem Material sollten bei sorgfältiger Herstellung und guter Pflege keine Reizungen des Zahnfleisches hervorrufen.
Viel Erfolge und alles Gute
Andreas Nischwitz, MSc, Tübingen

Liebe Laura,
wegen der ständig wiederkehrenden Entzündungen würde ich Ihnen raten, dringend einen auf Parodontologie  spezialiserten Kollegen aufzusuchen, bzw. einmal abklären lassen, ob denn die Kronen auf Ihren Zähnen überhaupt noch dicht sitzen oder Ränder und Spalten aufweisen, in denen sich immer wieder Bakterien ansiedeln können.
Generell sind Implantate sehr gut verträglich, sollten aber wie oben gesagt eigentlich fehlende Zähne ersetzen. Ich würde Ihnen dringend empfehlen, erst einmal die oben genannten Möglichkeiten von einem Parodontologen oder ausgemachten Prothetiker überprüfen zu lassen, vielleicht kann man so eine Heilung auf sehr schonenden Wege herbeiführen!
Viele Grüße aus Worms!
Markus Dillenburger, und Dr. Annette Dillenburger

erstellt: 05.07.2009 - 08:48

unbekannter Autor aus

Hallo noch einmal,

ganz herzlichen Dank für die weiteren Antworten. Sie haben mich dazu motiviert, den "Kampf" doch noch nicht so schnell aufzugeben.

Hätten Sie eine Idee, woher die häufigen Entzündungen denn stammen könnten? Bzw. was die Ursache sein könnte? Ich weiß, dass Sie natürlich keine Ferndiagnose stellen können. Aber vielleicht können Sie ja ganz allgemein sagen, was zu solchen Entzündungen führen könnte.

Ich danke Ihnen.
Laura

Hallo Laura,
was die Entzündungen betrifft muss man zwischen den Zahnfleischproblemen und den Wurzelproblemen unterscheiden. Ursache für Nerventzündungen an Zähnen, die dann zu Wurzelbehandlungen führen, sind zunächst einmal die Bakterien in der Karies. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung kann es aber vorkommen, dass der Nerv durch die Karies schon so weit geschädigt ist, dass es später zu einer Nerventzündung kommt. Bei sorgfältiger Wurzelbehandlung kann der Zahn aber mit einer sehr guten Prognose erhalten werden (über 90%).
Die Entzündungen am Zahnfleisch werden von anderen Bakterien verursacht, die im Zahnbelag vorhanden sind un dann ins Zahnfleisch eindringen können. Neben einer erblichen Veranlagung spielen Stress und Rauchen sowie überhängende Füllungs-/Kronenränder eine große Rolle, ob daraus eine Parodontitis entsteht. Mit häuslicher Pflege allein kann dem häufig nicht begegnet werden. Die Bakterien müssen beseitigt werden (macht der Parodontologe) und alle zahnärztlichen Restaurationen müssen so gearbeitet sein, dass eine optimale Zahnpflege ermöglicht ist.
Nochmals Grüße aus Tübingen
Andreas Nischwitz, MSc

Hallo Laura,
meine Kollegen haben oben schon Ihre Fragen beantwortet. Ich antworte Ihnen wegen der relativen räumlichen Nähe. Ihre Leidensgeschichte ist weder Schicksal noch göttliche Fügung. Eine eingehende Untersuchung und anschließende Therapie nach den Regeln moderner Zahnheilkunde ist die Lösung. Sie sind mit Ihren Problemen nicht allein. Einem großen Teil unserer Patienten ergeht es ähnlich. Wenn beide Seiten(Patient und Zahnarzt) wirklich wollen und können bleibt die Heilung nicht aus.
Viele Grüße aus Magdeburg von Rainer Littinski

noch eine Anmerkung zum Thema Zirkonoxid-Implantate.
Das Material "altert" im Knochen unter Belastung und geht nach vielen Jahren langsam in Lösung. Ob dadurch diese Implantate auf Dauer funktionstüchtig sein werden, kann Ihnen Niemand versprechen (original von Prof. Walter,Obergutachter von der Uni Dresden).
Titanimplantate mit Härtegrad 4 sind verträglich, vorausgesetzt die Oberfläche ist nach der Bearbeitung wirklich sauber. Das können aber nur sehr hochwertige Systeme garantieren. Die Firma Astra gibt 30 Jahre Werksgarantie auf das verwendete Material und deren Bearbeitung.
Gruss
Dirlewanger

Hallo,
nochmal ein kurzes Statement zu Zirkonoxydimplantaten:
Ich setze selbst zu 97 % Titanimplantate, eben weil es im Moment der Standard ist und einfach günstiger als die teuren Zirkonimplantate.
Es gibt diese Keramik- Implantate seit fast 10 Jahren und wie bei den Titanimplantaten schreitet dort die Entwicklung und Erfahrung mit jedem Jahr voran. Es gibt Hersteller, die sich intensiv und vernünftig mit der Materie beschäftigen, gleichzeitig auch Titanimplantate vertreiben, so daß man zu einseitige Interessen minimieren kann. Dort werden sinnvolle Lösungen für die Keramikoberfläche entwickelt, die Implantate werden nicht beschliffen, indem man sorgfältig plant und auch die Implantate nicht für alle Einsatzgebiete freigibt, dann gibt es dort sehr gute Erfolgsquoten. Was in 20 oder 30 Jahren herauskommt, weiß man nie, wenn neue Dinge auf den Markt kommen. Es verwenden auch die Kollegen, die teilweise diese Implantate verdammen, dieselbe Keramik als Kronenmaterial , für große Brücken oder auch als Implantataufbauten. Titanimplantate interagieren auch mit dem umliegenden Gewebe.
Und eine Garantie über 30 Jahre heißt noch lange nicht, daß deshalb alle Implantate so lange halten und ob in 30 Jahren die Firma noch existent ist, die diese Garantieleistungen verspricht, bleibt abzuwarten.
Mir ging es nur darum, zu zeigen, daß es immer vernünftige Argumente für und wider gibt und diese sorgfältig vom Behandler und Patienten  abgewogen werden sollten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in der weiteren Behandlung und vor allen Dingen beim Erhalt  Ihrer Zähen.
Gruß
M. Henzler

lieber Kollege Henzler,
natürlich wird Zirkonoxyd auch für Kronen eingesetzt. Wir betreiben selbst ein hochwertig eingerichtetes Vollkeramiklabor und verwenden dieses Material regelmäßig bei Kronen und Brücken. Tendenz aber rückläufig.
Es ist aber ein gewaltiger Unterschied, ob ich Keramikabplatzungen und Materialermüdung im Mund habe, wo ich problemfrei reparieren und erneuern kann oder ob dieses Material als Fremdkörper im Knochen eingebaut und damit praktisch nicht mehr entfernbar ist. Zirkonoxyd hat materialtechnische Probleme wegen der sich verändernden Gitterstruktur. Trotz aller Fortschritte in der Bearbeitung sind die Probleme mit der Zirkonoxyd-Keramik materialbedingt nur schwer in den Griff zu bekommen, weil das Material selbst ein Grundproblem hat..
Wir sind deshalb -obwohl das wirtschaftlich weh tut- nach 10 Jahren Erfahrung auf dem Rückzug und nehmen selbst bei Kronen und Brücken lieber wieder die alte Verblendkeramiktechnik (Keramik auf Metall). Gleichermaßen verhält sich bereits die Uniklinik Dresden.
"Man sollte rechtzeitig erkennen, wenn man ein totes Pferd reitet", sagen die Dakota-Indianer.
Gruss
Dirlewanger

Hallo Kollege Dirlewanger,
die Fortführung der Diskussion gehört eher in den Kollegenbereich.
Zum Schluss noch Folgendes:
Es ist nochmals etwas ganz Anderes, wenn ein Implantat industriell hergestellt wird und danach nicht mehr bearbeitet wird, weder beschliffen noch thermisch für eine Verblendung bearbeitet. Es gibt keine Abplatzungen und die Stabilität bleibt gewährleistet. Ein Hauptproblem besteht einfach in der Bearbeitung des Zirkonoxydes im Labor oder im Mund durch Schleifen, weil dort Gefügestörungen und ev. Langzeitprobleme entstehen. Dies wird mit Sicherheit auch die TU Dresden so sehen.
Gruss
M. Henzler




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