Forum: Zahnersatz

Guten Tag, 

ich brauche bitte eine Einschätzung der Lage, da ich widersprüchliche Angaben von zwei Zahnärzten habe.

Ich trage eine Teleskopprothese, wobei eines der innenteleskope auf einem alten Stift aufgesetzt wurde, der schon lange als Anker für eine Brücke gedient hat. Dieses Teleskop hat sich mitsamt Stift am Samstag vor 4 Wochen gelöst und ist herausgefallen. Da ich das erste Mal dieses Problem hatte und die Situation nicht einschätzen konnte, habe ich mich an den Notdienst gewandt und den Zahnarzt gefragt, was zu tun sei. Er hat die Öffnung gespült, den Stift vorläufig mit Tempbond wieder befestigt und mir gesagt, ich solle mich an den normalerweise behandelnden Kollegen wenden, der auch die Prothese angepasst hat. Das müsse aber unbedingt gründlich gereinigt werden und die Wurzelfüllung ersetzt werden, da sich Bakterien in die Öffnung gesetzt hätten. Es hat tatsächlich auch mehr als gemüffelt. 

In der folgenden Woche habe ich mich dann an meinen Zahnarzt gewandt. Der hat versucht, das Teleskop samt Stift zu entfernen, was aber nicht möglich war. Bei drei Terminen hat er nichts ausrichten können. Heute hat er mir mitgeteilt, da könne man nichts machen, ich müsse jetzt warten, bis es sich irgendwann noch mal von alleine lockert. Das sei auch völlig unbedenklich, da könne gar nichts passieren. 

Ich bin jetzt natürlich wegen der widersprüchlichen Aussagen ziemlich verunsichert. Der Zahn ist tot, es wurde irgendwann eine Wurzelspitzenresektion gemacht. Beschwerden habe ich nicht, ich könnte theoretisch mit dieser Befestigung jahrelang gut leben. Allerdings mache ich mir sorgen, dass evtl. der Zahn dadurch von innen heraus geschädigt werden könnte. 

Deshalb meine Frage: Was sollte ich jetzt am besten tun? Kann ich tatsächlich einfach abwarten, und wenn ja, wie lange? Wie hoch ist das Risiko, dadurch einen massiven Schaden anzurichten?

Danke im Voraus für eine Antwort. 

Llewella

erstellt: 10.06.2017 - 11:11

Zahnarzt
Dr. Roos MSc. mult.
73765 Neuhausen


roos@roos-zahnarzt.de
http://www.roos-zahnarzt.de

Guten Tag,

ein Stiftzahn ist immer ein austherapierter Risikozahn, der an der Grenze zwischen Erhaltung und Extraktion steht. Eine Erhaltung ist dann sinnvoll, wenn er ein wichtiger strategischer Pfeiler ist, dessen Verlust massive Auswirungen auf den vorhandenen Zahnersatz hat. Das gilt vor allem bei Teleskopprothesen, die oft auch dann noch gut funktionieren, wenn ein solcher Zahn verloren geht.

Die Entfernung eines Stiftaufbaus ist eine große Belastung für die vorhandene Wurzel und birgt das Risiko einer Wurzelfraktur, die unweigerlich zum Zahnverlust führt. Daher gibt es gute Gründe, einen festen Stiftaubau zu belassen. Auf der anderen Seite ist eine infizierte Wurzelfüllung ein Gesundheitsrisiko, das nur schwer zu tolerieren ist. Auch können die Bakterien die Zahnhartsunstanz schädigen (Karies). 

Daher gibt es in Ihrem Fall keinen richtigen oder falschen Weg. 

Solange der Zahn beschwerdefrei ist und der Stiftaufbau fest sitzt, kann man die Situtaion tolerieren. Doch freunden Sie sich mit dem Gedanken an, dass dieser Zahn keine gute Langfristprognose hat.

Grüße

R. Roos