Patientenforum

Forum: Endodontologie

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Thema:
Alte Füllung weggebrochen, wenig Restsubstanz laut Arzt. Keine Entzündung ect. - Arzt will Zahn ziehen. Wirklich nötig?
Anzahl der Beiträge: 5

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erstellt: 08.11.2017 - 19:14

Unbekannt aus Saarland

Schönen guten Abend,

mir brach (vor Jahren) an meinem rechten Backenzahn (der zweite vor dem Weißheitszahn) eine alte Füllung aus. Da ich Angstpatient bin und mein alter ZA aufhörte, habe ich den ZA Besuch leider lange vor mir hergeschoben, statt dessen den Zahn so gut es ging gepflegt. Da vor einigen Tagen ein weiteres, wenn auch kleines Stück ausbrach bin ich nun endlich zu einem neuen ZA.
Dieser begutachtete den Zahn und schlug bereits vor dem Röntgen das ziehen des Zahnes vor, was mich ehrlich gesagt etwas schockte. Nach dem Röntgen sah man einen Kariesherd, bis Anfang Wurzelkanal (sofern ich das richtig interpretierte).

Obere Restsubstanz war schon damals nur noch wenig und mein alter ZA "rekonstruierte" den Zahn mit Komposit, was ja glücklicherweise auch sehr lange hielt. Ich sprach den ZA auch auf Kronen ect. an, wobei er meinte, dass es ja nicht sinnvoll wäre hier noch viel Geld zu investieren, wenn es dann ggf. doch nicht klappt. Ich dachte immer Zahnerhalt würde an oberster Stelle stehen?
Aufklärung was nach dem ziehen geschieht gab es schlicht und ergreifend gar keine und ich weiß auch nicht, ob er da überhaupt etwas vorhat.
Im Nachhinein bin ich etwas baff, auch weil der Termin lediglich der Bestandsufnahme diente und keine weitere Behandlung stattfand, was mir im Vorfeld allerdings nicht mitgeteilt wurde.
Man hört vielleicht meine Enttäuschung heraus, um so größer nun die Verunsicherung ob der Zahn wirklich raus muss. Ich habe das ziehen erst einmal abgeblockt und gemeint, dass wir dann lieber zuerst die paar kleineren Dinge angehen (wo ich davon ausging, dass das beim heutigen Termin geschehen geschehen würde ...). Nun habe ich einen neuen Termin für kleinere Löcher, die man beim Röntgen sah.

Röntgenbilder gehe ich mir die Tage holen, könnte die Aufnahme des Zahnes also an die hiesigen Ärzte übermitteln, sofern das möglich ist.

Meine Frage wäre nun, ab wann muss ein Zahn wirklich raus?
Wann kann man keine Stiftkrone o.Ä. mehr anbringen?
Der Zahn ist nicht entzündet, ich bin quasi schmerzfrei, Kälte Untersuchung bezüglich Nerv wurde nicht gemacht. Als ich fragte wieso ich denn keine Schmerzen hätte, wenn es so schlimm steht, kam die Aussage, dass dies ein Zeichen dafür wäre das die Wurzel schon tot sei.
Müsste dann kein Entzündungsherd auf dem Röntgenbild sein und hätte ich nicht zwischendurch mal Schmerzen haben müssen?

Vielen Dank für dieses Forum. Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen.

Verunsicherte Grüße

Boris


Guten Tag,

wenn ich recht gelesen habe, haben Sie nach dem Ausbrechen der Füllung zwei Jahre bis zur Diagnostik gewartet, sind dann überrascht, dass der Zahn zerstört ist und machen dem Zahnarzt anschließend den Vorwurf, er hätte nichts unternommen, obwohl Sie die Zahnentfernung ablehnen. Das klingt ein wenig nach „ wasch mich, mach aber bitte nicht nass“.

Kein Zahnarzt wird bewusst einen guten Zahn ziehen und genauso wenig einen zerstörten erhalten. Ob Sie so weit hinten einen Zahnersatz benötigen, bezweifle ich.

Grüße

R. Roos

 


erstellt: 12.11.2017 - 12:26

Unbekannt aus ...

Guten Tag Dr. Roos,

danke für Ihre Antwort. Ich glaube Sie haben einiges missverstanden.

Ich mache dem Zahnarzt keinerlei Vorwurf und lehne die Zahnentfernung auch nicht pauschal ab, sondern habe sie nach hinten verschoben. Die kleineren Dinge, die noch gemacht werden müssen, wurden daraufhin vorgezogen.

Ich wollte wissen ab wann eine Extraktion wirklich unvermeidbar ist, da mein Vertrauen in ZA aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit z.T. sehr schlechten ZA ziemlich gelitten hat.
Mein letzter ZA war sehr gut und hat da viel, auch was die Angst vor dem ZA betrifft, gerichtet. Leider ist er im Ruhestand. Wenn ich nun zu einem neuen ZA gehe, fällt es mir natürlich schwer, einfach alles als "er weiß schon was er tut" hinzunehmen, wenn Erfahrungen im Kindes und Jugendalter gänzlich anderer Natur waren.

Das der Zahnarzt an diesem Termin keinerlei Behandlung vorgenommen hat, hat mit meinem vertagen der Extraktion nichts zu tun, da dies laut Arzthelferin sein normales Vorgehen ist.
Dies wurde mir aber weder im Vorfeld bei Terminvergabe, noch im Behandlungszimmer erläutert.
Erst als der Arzt das Zimmer verlassen hat und ich die Arzthelferin gezielt darauf ansprach, wurde da Klarheit geschaffen. Auf Nachfrage ob er denn beim Ersttermin nicht/nie anfangen würde kam die Aussage, ich zitiere "Das macht er eigentlich sehr ungern.".
Das hat mich überrascht und auch etwas enttäuscht - keine Ahnung ob das heute Standard ist. Kannte ich so bisher jedenfalls nicht.

Das kein Zahnarzt einen noch ggf. noch zu rettenden Zahn ziehen wird, ist schon eine seltsame Aussage.
Würden alle Zahnärzte perfekte Arbeit leisten, bräuchte man keine Bewertungsportale und auch keine Foren wie dieses.
Ich hatte mir hier Hilfe erhofft, erhalten habe ich stattdessen Vorwürfe in meine Richtung und meine Fragen sind nach wie vor offen - leider.
Das ich besser früher zum ZA gegangen wäre, ist mir bewusst - zurückdrehen kann ich die Uhr leider nicht mehr. Der Zahn erschien mir als Laie nicht viel "kaputter", als damals, daher hat mich die angeratene Extraktion so überrascht. Ich weiß natürlich nicht ob allein durch das Entfernen der alten Restfüllung auch nochmal Zahnmaterial (Randbereich) verloren geht und das auch mit rein spielt, bin ja kein ZA.

Bezüglich der Zahnlage haben Sie mich ebenfalls missverstanden. Es handelt sich um den 1. Mahlzahn, laut diesem Foto:
https://www.jameda.de/gesundheits-lexikon/bilder/big/524977.jpg

Wird auch hier auf Zahnersatz verzichtet? Ich dachte das wäre quasi "der" Hauptzahn zum kauen?

Ist es möglich das Röntgenbild (Auschnitt des Zahnes) hier einzustellen um eine weitere Meinung zu erhalten? Wenn der Zahn wirklich raus muss, lasse ich ihn natürlich auch ziehen. Ich ging zum ZA um alle Dinge abzuarbeiten, die offen sind, zumal einige ältere Füllungen wohl auch erneuern werden sollten.
Es fällt mir einfach schwer Vertrauen in einen neuen ZA zu fassen, da mich meine vergangenen Erfahrungen prägen.

Über Hilfe würde ich mich freuen.


erstellt: 17.11.2017 - 21:48

Unbekannt aus ...

 

Auch wenn es vergebene Mühe war, hier etwas zu schreiben, noch etwas abschließendes.

Heute war ich erneut beim ZA, eine kleine kariöse Stelle und eine alte Füllung wurden versorgt. Bezüglich Behandlung bin ich hochzufrieden, denn noch nie lief eine Behandlung derart professionell und zudem komplett schmerzfrei ab. Das ganze obendrein ohne übermäßige Betäubung. Lediglich einmal im Bereich des Zahnes gespritzt, was ich nicht einmal spürte (gabs auch noch nie :-) ).

Anderen Patienten kann ich nur den Rat geben nicht Blindwegs zu vertrauen, sondern zu hinterfragen. Seid ihr mit der Aufklärung nicht zufrieden, nehmt das nicht einfach hin, sondern fragt nach. Genau das habe ich heute ausführlich getan und wurde dann auch nett und umfassend aufgeklärt. Eine Zahnrettung wurde nicht pauschal abgelehnt und es ist im Endeffekt meine Entscheidung. Mir wurde heute allerdings genau erklärt wieso der Arzt es in meinem Fall nicht für den besten Weg hält. Auch bezüglich weiterer Vorgehensweisen wurde ich nun aufgeklärt und habe mehrere Optionen offen.

Aufgrund der heute sehr positiven Erfahrung ist der nächste Termin schon gemacht und die Angst davor glücklicherweise etwas geringer.


Blinde Gutgläubigkeit in Berufsgruppen halte ich im Übrigen nach wie vor für „deplatziert“ und bin immer noch über die Aussage von Dr. Roos erstaunt. Ich hatte mir Hilfe bzw. eine zweite Meinung erhofft und leider nicht erhalten.
Auch Zahnärzte sind nur Menschen, gute wie schlechte auf persönlicher und „handwerklicher“ Ebene. Unfehlbare Götter in Menschenform gibt es nicht.


Guten Tag,

vielen Dank, dass Sie so ausführlich zu meiner kurzen Ausführung Stellung genommen haben. Natürlich haben Sie Recht, dass blindes Vertrauen zu jedweder Berufsgruppe unangebracht ist und kritisches Hinterfragen nicht nur sinnvoll ist, sondern auch im Interesse von Zahnarzt und Patient liegt.Sie haben eine Reihe schlechter Erfahrungen hinter sich und haben verständlicher Weise Schwierigkeiten, sich auf die Vorschläge des Behandlers einzulassen. 

Wenn ein Zahnarzt einen Zahn auf seine Erhaltungswürdigkiet hin betrachtet, wird er sich folgende Fragen stellen: besteht die Chance auf eine erfolgreiche Durchführung einer Wurzelkanalbehandlung? Reicht die vorhandene Zahnsubstanz für eine Restauration aus? Wird der Erfolg eine längere Zeit Bestand haben? Sind Aufwand und Kosten dafür angemessen? 

Je nach seinen Erfahrungen und Fähigkeiten wird jeder ZA die Situation bewerten und einen entsprechenden Behandlungsvorschlag machen. In einem Forum wie diesem liegen fast immer nur spärliche Informationen zur Gesamtsituation vor, die zudem durch die subjektiven Eindrücke und Emotionen des Ratsuchenden modifiziert werden. Konkrete Hilfe kann ein Forum daher selten leisten, sondern nur Vorschläge und Anregungen zum weiteren Vorgehen. Jeder Fragesteller ist frei, diese anzunehmen oder abzulehnen. Keinesfalls kann dieses Forum jedoch das persönliche Gepräch mit dem Behandler ersetzen, der erklären muss, was ihn zu seinen Therapievorschlägen bewogen hat.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen guten Erfolg

R. Roos



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